Ausgabe April 2010

Weltgeschichtliches zum Tage

 "Soweit ich weiß, gibt es keine Gesellschaft ohne den Begriff der Ungerechtigkeit. Und daher soll es auch keine geben, in der man sich nicht gegen sie auflehnt.“ So lautet einer der Kernsätze des großen marxistischen Historikers Eric Hobsbawm. Schon der Stil lässt erkennen, dass er nicht nur für Kollegen schreibt, sondern sich auch an Leser jenseits der Seminare wendet. Da Hobsbawm aber nicht nur glasperlenspielartig Geschichte schreibt, sondern auch, um die Welt zu verbessern, verfasst er immer wieder Texte zu Zeitthemen.

„Globalisierung, Demokratie und Terrorismus“ ist die jüngste von ihm zusammengestellte, im englischsprachigen Raum bereits 2007 erschienene Textsammlung, die nun für die deutsche Ausgabe aktualisiert wurde. Der von Friedrich-Martin Balzer und Georg Fülberth fast zeitgleich herausgegebene Band „Zwischenwelten und Übergangszeiten“ versammelt ältere wie ganz neue Arbeiten. So stammt der erste Text zur Erneuerung des Marxismus von 1965, die letzten beiden sind dagegen Interviews vom 9. Januar 2009 zur gegenwärtigen Krise, die für Hobsbawm die dritte große Krise des Kapitalismus bedeutet, nach den Erschütterungen der 1870er Jahre und dem Zusammenbruch von 1929.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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