Ausgabe Mai 2011

Fukushima, mon horreur

Mit ökonomischer Rationalität in die Katastrophe

„Wenn alles verstrahlt ist, hilft auch kein Mindestlohn“, kommentierte der Co-Vorsitzende der Linkspartei, Klaus Ernst, das gute Abschneiden der Grünen und die Misserfolge der Linkspartei bei den jüngsten Landtagswahlen Ende März 2011. In der Tat: Die Katastrophe von Fukushima hat politische Konzepte und Strategien nicht nur in Japan obsolet gemacht. Selbst die Weltwirtschaftskrise, die ja weiter höchst virulent ist und inzwischen schon so manchen Staat an den Rand der Pleite und den Euroraum fast zum Kollaps brachte, hat weniger drastisch zum Ausdruck gebracht, was Globalisierung konkret bedeutet, als das nukleare Desaster im 9000 Kilometer entfernten Japan.

Die Globalisierung und vor allem ihr Symbol und Vehikel, der Container, sind dafür verantwortlich, dass bereits jetzt radioaktives Material aus Japan in alle Welt verstreut wird. Müssen nun nach der Lockerung von Zoll- und Personenkontrollen neue Radioaktivitätskontrollen eingeführt werden, nach der (Neo-)Liberalisierung der Finanztransaktionen, trotz intensiver Migration, trotz Kulturaustausch, Internet und Mobiltelefon, trotz der vielen formellen und informellen Meetings im Rahmen der G 8, der G 20 usw.

Sie haben etwa 6% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 94% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema