Ausgabe Juli 2013

Der große Unzeitgemäße

Zur bleibenden Aktualität Max Horkheimers

Wenn heute von der Gründergeneration der Kritischen Theorie die Rede ist, taucht der Name Theodor W. Adornos stets an erster Stelle auf, deutlich vor dem seines Mitstreiters Max Horkheimer. Auch hinsichtlich ihrer Wirkungen zeichnen sich deutliche Differenzen zwischen den beiden Protagonisten der Frankfurter Schule ab: Während Adornos vielfältige, nicht zuletzt auch die moderne Literatur- und Musiktheorie umspannenden Arbeiten bis heute eine weltweite Rezeption erfahren, kann mit Blick auf Horkheimer Vergleichbares kaum behauptet werden. Dabei war Max Horkheimer der unbestrittene Begründer und Organisator jenes Kreises hervorragender Wissenschaftler, doch blieb sein eigenes Forschungsfeld im Wesentlichen auf Sozialphilosophie und Soziologie beschränkt.

Die lebenslange Symbiose der beiden, dokumentiert durch das 1947 erschienene gemeinsame Werk „Dialektik der Aufklärung“, ist auch insofern bemerkenswert, als es sich bei ihnen um recht unterschiedliche Charaktere handelt. Im Gegensatz zu Adorno war der Stil der Horkheimerschen Arbeiten von einem nüchternen Realismus gekennzeichnet, der sich biographisch erklären lässt: Horkheimers Jugend begann mit einer mehrjährigen kaufmännischen Lehre.

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Micha Brumlik: Ein furchtloser Streiter für die Aufklärung

von Meron Mendel

Als die Hamas am 7. Oktober 2023 Israel überfiel und anschließend der Krieg der Netanjahu-Regierung in Gaza begann, fragten mich viele nach der Position eines Mannes – nach der Micha Brumliks. Doch zu diesem Zeitpunkt war Micha bereits schwer krank. Am 10. November ist er in Berlin gestorben.

Warnungen aus Weimar

von Daniel Ziblatt

Autokraten sind vielerorts auf dem Vormarsch. Ihre Machtübernahme ist aber keineswegs zwangsläufig. Gerade der Blick auf die Weimarer Republik zeigt: Oft ist es das taktische Kalkül der alten Eliten, das die Antidemokraten an die Macht bringt.