Ausgabe Mai 2019

EU-Urheberrechtsreform: Der Pyrrhussieg der Verlage

Das Europäische Parlament hat entschieden: Fortan sollen Algorithmen festlegen, ob ein im Internet hochgeladenes Werk urheberrechtlich geschützt ist oder nicht. Ende März verabschiedeten die Abgeordneten in Straßburg eine umfassende Reform des Urheberrechts. Diese war lange überfällig, da waren sich ausnahmsweise alle Beteiligten weitgehend einig. Das alte Recht basierte auf einer Welt ohne Internet, einer Welt, in der nur einige wenige Menschen kreativ tätig und für ihre Veröffentlichungen auf Verlage und Musikproduzenten angewiesen waren. Auf diese großen Player und ihre Verwertungsstrukturen war das alte Urheberrecht zugeschnitten. Heute jedoch tummeln sich im Netz keinesfalls nur Konsumentinnen, sondern vor allem „Prosumenten“, Verbraucherinnen, die immer auch Inhalte produzieren und über soziale Medien verbreiten – in Form von Zitaten, Verlinkungen, sogenannten Memes und Remixes.[1]

Geht es nach der Mehrheit im EU-Parlament, soll es damit nun ein Ende haben. Denn anstatt das Urheberrecht an die neue kulturelle Realität anzupassen und einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Interessen herzustellen, entschieden sich die Abgeordneten für eine Reform, die weiterhin auf dem Denken des 20. Jahrhunderts basiert.

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema