
Bild: imago images / ITAR-TASS
Wir schreiben das Jahr 2020. Im Kaliningrader Gebiet – der an die Nato-Mitgliedstaaten Litauen und Polen angrenzenden Enklave an der Ostsee – hält das russische Militär gerade ein Großmanöver ab. Da gerät ein Aufklärungsflugzeug der westlichen Allianz versehentlich in den russischen Luftraum und wird von einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen. Die Nato schickt daraufhin schleunigst Luftwaffengeschwader und Kriegsschiffe in die Region. Beide Seiten erklären warnend, im Falle einer Bedrohung lebenswichtiger Interessen zögen sie den Einsatz von Atomwaffen in Betracht.
Die Beziehungen zwischen der Nato und Russland stehen nach der Invasion der Krim, angesichts zunehmender Spannungen im Nahen und Mittleren Osten, kollabierender Rüstungskontrollvereinbarungen und der Stationierung neuer Atomwaffen schon länger auf der Kippe. Nun aber bereiten sich beide Seiten plötzlich beschleunigt auf Kriegshandlungen vor. In Washington, wo der Präsidentschaftswahlkampf bereits Fahrt aufnimmt, wetteifern die Kandidaten darum, wer in Sachen Russland die härteste Haltung einnimmt. Und in Moskau schlägt die russische Führung Washington gegenüber – aus der Erfahrung heraus, dass Antiamerikanismus sich auszahlt – noch schrillere Töne an.