
Bild: Rechtsextreme Demonstration in Charlottesville, Virginia, 12.8.2017 (IMAGO/ZUMA Press)
Was verbindet den ungarischen Premierminister Viktor Orbán, den französischen Rechtsaußen Éric Zemmour, rechte Demonstranten im amerikanischen Charlottesville und den Massenmörder Anders Behring Breivik? Sie alle stützen sich auf ein wirkmächtiges Phantasma: den „Großen Austausch“. Dieser Begriff ist in rechtsextremen und zunehmend auch in rechtspopulistischen Kreisen seit einigen Jahren populär. Rechtsterroristen beziehen sich zur Legitimation ihrer Gewalttaten immer wieder auf diese angebliche Verschwörung zum Austausch der weißen Bevölkerung, insbesondere durch nicht-weiße Migranten. Die Ideen, die der Vorstellung vom „Großen Austausch“ zugrunde liegen, sind jedoch viel älter als der Begriff und gehen auf Kolonialismus und Faschismus zurück. Da der Mythos vom „Großen Austausch“ Fremde als existenzielle Bedrohung für die angeblich ethnisch und religiös homogene Nation, ihre Traditionen und Werte darstellt, kann er auch als Begründung für massenhafte Gewalt gegen diese Fremden und ihre Repräsentanten benutzt werden. Der „Große Austausch“ ist damit ein Paradebeispiel für völkermörderische Sprache.
Völkermörderische Sprache ist eine Sprache, die auf eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe zielt und eine Rechtfertigung für ihre Auslöschung liefert.