Ausgabe Februar 2025

Kickl, Orbán, Vučić : Die neue autoritäre Achse

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán mit FPÖ-Chef Herbert Kickl in Wien, 30.6.2024 (IMAGO / photonews.at)

Bild: Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán mit FPÖ-Chef Herbert Kickl in Wien, 30.6.2024 (IMAGO / photonews.at)

Als Donald Trump am 8. November 2016 das erste Mal zum Präsidenten der USA gewählt wurde, unterrichtete ich ausgerechnet am nächsten Tag in einem internationalen Masterstudienlehrgang an der Universität Wien, in dem auch einige US-amerikanische Studierende saßen. An diesem Morgen befanden sie sich im Schockzustand, einige weinten sogar. Wir haben Angst vor der Zukunft, sagten sie. Ich sprach von der Resilienz der US-amerikanischen Demokratie, von all jenen, die Trump – so meine damalige Hoffnung – in Schach halten würden. Zu Beginn dieses Jahres stand ich unmittelbar nach den Weihnachtsfeiertagen erneut im Seminar und war selbst unter Schock. Gerade hatte in Wien, wo ich lebe, die ÖVP eine radikale Kehrtwende hin zur FPÖ von Herbert Kickl vollzogen. Anders als 2016 waren es diesmal meine österreichischen Studierenden, die mir sagten, dass sie Angst um die Demokratie in Österreich und in Europa haben würden. 

Und damit sind sie nicht allein. Weite Teile des demokratischen Europas befanden sich nach dem erneuten Sieg von Donald Trump in Schockstarre und suchten Trost in dem Motto „Es wird schon nicht so schlimm kommen“. Ganz anders jedoch die Autokraten im Osten und Südosten Europas: Sie zeigten sich schnell enthusiastisch. Milorad Dodik, der prorussische Präsident der Republika Srpska in Bosnien und Herzegowina, ließ das Präsidentschaftsgebäude in Banja Luka mit dem Konterfei von Trump beleuchten.

»Blätter«-Ausgabe 2/2025

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (12.00€)
Druckausgabe kaufen (12.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Patriotische Zivilgesellschaft: Das Vorfeld der AfD

von Sebastian Beer

Alice Weidel war genervt von der Geräuschkulisse während ihres Sommerinterviews Ende Juli in der ARD. Um das Gespräch mit der AfD-Vorsitzenden zu stören, hatten sich Aktivist:innen des Künstlerkollektivs Zentrum für Politische Schönheit unweit des TV-Studios versammelt und Musik abgespielt.

Donald Trump und die moderne Konterrevolution

von Bernard E. Harcourt

Mit einer Flut von Präsidialdekreten und Notstandserklärungen hat Donald Trump die Axt an den US-amerikanischen Regierungsapparat und die globale Ordnung gelegt. Er zerschlägt den Verwaltungsstaat, schließt Behörden und entlässt Bundesbedienstete.