
Bild: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfängt Nangolo Mbumba, den Staatspräsidenten Namibias, im Schloss Bellevue (IMAGO / Metodi Popow)
Schon am Beginn des Ersten Weltkriegs musste Deutschland seinen „Platz an der Sonne“ räumen. Zuvor war das Kaiserreich kurzzeitig zur viertgrößten Kolonialmacht aufgestiegen, aber nun übernahmen die Kriegsgegner der Entente dessen okkupierte Territorien in Afrika und der Südsee. In „Deutsch-Südwestafrika“, dem heutigen Namibia, besetzten südafrikanische Truppen im Mai 1915 die Hauptstadt Windhoek. Am 9. Juli 1915 kapitulierte dann die deutsche Kolonialmacht fast kampflos.
Zehn Jahre zuvor hatten deutsche „Schutztruppen“ dort den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts verübt. Nach Schätzungen bezahlten bis zu zwei Drittel der Ovaherero und etwa die Hälfte der als „Hottentotten“ verunglimpften Nama ihren Widerstand mit dem Leben. Die Opfer der Damara („Klippkaffern“) und San („Buschleute“) wurden nicht gezählt und als Kollateralschaden verbucht. Überlebende wurden in Konzentrationslager gesperrt. Zwangsarbeit und Mangelversorgung töteten zahlreiche Gefangene. Vergewaltigungen hinterließen bis in die Gegenwart Nachfahren mit „deutschem Blut“. Deren genetische Abstammung bietet allerdings keinen Anspruch auf die deutsche Staatsbürgerschaft.
Auf den Ruinen der zerstörten Gesellschaften errichtete die Kolonialmacht eine strikte Rassentrennung und siedelte die einheimische Bevölkerung in Reservate um. Der Reichstag beschloss 1907, die Besiegten von Land und Vieh zu enteignen.