Derzeit stehen in München vier Mitglieder der „Old School Society“ vor Gericht. Sie planten laut Anklage, Sprengstoff mit Nägeln und Spiritus zu versetzen und damit Anschläge auf Moscheen und Flüchtlingsunterkünfte zu verüben. Dazu kam es glücklicherweise nicht, Bundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt griffen in diesem Fall rechtzeitig zu. Im sächsischen Freital jedoch konnte offenbar das zuständige Landeskriminalamt lange Zeit nicht erkennen, dass hinter zahlreichen Brandanschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte und alternative Wohnprojekte eine organisierte Gruppe steckte. Erst nachdem die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernahm, kam es zu Verhaftungen. Beide Gruppen organisierten sich vor allem via Facebook, Whatsapp und geschlossenen Chaträumen, putschten sich in ihrem Hass gegenseitig auf und versuchten, Mitstreiter zu gewinnen. Doch auch in anderen Regionen wütet längst der fremdenfeindliche Mob. Zugespitzt formuliert: Freital und München sind eher die Regel als die Ausnahme. Das zeigt exemplarisch die Lage in Brandenburg: Nach Recherchen des Aktionsbündnisses gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit wurden von Herbst 2013 bis November 2015 über 80 brandenburgische Facebook-Seiten erstellt, die gegen die Aufnahme von Flüchtlingen mobilisieren. Die Gruppen sind in den meisten Fällen mitnichten unorganisiert.
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.