Derzeit stehen in München vier Mitglieder der „Old School Society“ vor Gericht. Sie planten laut Anklage, Sprengstoff mit Nägeln und Spiritus zu versetzen und damit Anschläge auf Moscheen und Flüchtlingsunterkünfte zu verüben. Dazu kam es glücklicherweise nicht, Bundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt griffen in diesem Fall rechtzeitig zu. Im sächsischen Freital jedoch konnte offenbar das zuständige Landeskriminalamt lange Zeit nicht erkennen, dass hinter zahlreichen Brandanschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte und alternative Wohnprojekte eine organisierte Gruppe steckte. Erst nachdem die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernahm, kam es zu Verhaftungen. Beide Gruppen organisierten sich vor allem via Facebook, Whatsapp und geschlossenen Chaträumen, putschten sich in ihrem Hass gegenseitig auf und versuchten, Mitstreiter zu gewinnen. Doch auch in anderen Regionen wütet längst der fremdenfeindliche Mob. Zugespitzt formuliert: Freital und München sind eher die Regel als die Ausnahme. Das zeigt exemplarisch die Lage in Brandenburg: Nach Recherchen des Aktionsbündnisses gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit wurden von Herbst 2013 bis November 2015 über 80 brandenburgische Facebook-Seiten erstellt, die gegen die Aufnahme von Flüchtlingen mobilisieren. Die Gruppen sind in den meisten Fällen mitnichten unorganisiert.
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.