Die offensichtlich unaufhaltsame baldige Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten bringt eine sicherheitspolitische Zwickmühle mit sich, aus der kein leichtes Entkommen möglich scheint.
Zwar nehmen die Optionen mit der Offenheit der Situation zu, von vornherein auszuschließen ist wohl allein noch die Variante, daß die Bundesrepublik sich dem Warschauer Pakt anschließen könnte.
Aber der Handlungsbedarf wächst noch rascher. Eine Situation, in der eine Wirtschafts- und Politikunion sich durch Druck von unten von selbst Bahn bricht, ist schon auf sehr kurze Sicht nicht mehr kompatibel mit zwei sich gegenüberstehenden deutschen Armeen, die gegnerischen Bündnissen angehören. Daß sich bereits Offiziere der Nationalen Volksarmee bei der Bundeswehr bewerben, ist sicherer Vorbote demnächst zu erwartender Auflösungs- und Vereinigungswünsche auch hier. Die NATO selbst scheint einsichtig genug, nicht ihre Ausdehnung auf das Gebiet der DDR zu befürworten. Allzu deutlich blieben dabei die legitimen Sicherheitsinteressen der UdSSR unberücksichtigt. Sie verlöre nicht nur den privilegierten Status einer Siegermacht des Zweiten Weltkriegs und ihr vorgeschobenes Stationierungsgebiet eigener Truppen. Gefährdet wäre darüber hinaus die ganze Architektur ihres militärischen Cordons sanitaire.