Ausgabe Januar 1990

Kein Fall für Zwei

Bush und Gorbatschow auf Malta

"Dies war der erste Gipfel nach dem Kalten Krieg", versicherte George Bush. Und Michail Gorbatschow pflichtet spontan bei: "Wir haben die Epoche des Kalten Krieges verlassen." Die Zukunft wird zeigen, ob die Hoffnung trägt. Der Schlüssel zu einem guten Ende liegt, wieder einmal, in den deutschen Republiken. Kalter Krieg und Konfrontation in Europa können zu Grabe getragen werden, wenn sich Washington und Moskau auf eine gemeinsame Deutschlandpolitik einigen. Dies ist, wie ein Blick in die Geschichte zeigt, einfacher gesagt als getan. 1945 stimmten die Sieger des Zweiten Weltkrieges im Grundsatz überein und verfolgten alle ein Ziel: Deutschland künftig zu kontrollieren. Deutschem Wort allein wollte keiner mehr glauben; auf Verträge bloß wollte sich keiner verlassen. Beides war den deutschen Eliten nichts wert gewesen, sobald sie eine Chance witterten, zur Nummer Eins aufzusteigen. Dauerhafte Kontrolle schien das einzig vernünftige Gegengift zu sein.

So weit, so gut. Wie aber sollte man zu diesem Ziel gelangen? Auf welchem Weg, mit welchen Mitteln? Darüber schieden sich schon frühzeitig die Geister. Der Streit wurde von Jahr zu Jahr heftiger, eskalierte schließlich zum Kalten Krieg. Die Hoffnungen auf einen stabilen Frieden zerbarsten, weil die USA nicht nur den alten Feind im Auge hatten. Sie wollten auch die UdSSR, den potentiellen Rivalen auf internationalem Parkett, zähmen.

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