Weichenstellungen für die neue Bundesrepublik (Blätter-Gespräch)
Nach "Blätter"-Gesprächen mit Kurt Biedenkopf (Heft 8/1992) und Peter Glotz (Heft 10/1992) über Wege aus der "Einigungskrise" veröffentichen wir nachstehend die Mitschrift eines Gesprächs, das Maria Zens und Karl D. Bredthauer Anfang Oktober mit Ludger Volmer, Sprecher des Bundesvorstands der Grünen, geführt haben. Angesichts der rapiden Verschärfung der Auseinandersetzung um den künftigen Kurs der Bundesrepublik steht die Gefahr einer Rechtsverschiebung des gesamten politischen Koordinatensystems im Zentrum dieses Gesprächs. D. Red.
"Blätter": Zwei Jahre nach dem "Beitritt" der DDR ist die Bundesrepublik politisch kaum wiederzuerkennen. Wohin treibt dieses Land: Wie können wir die Wiederlagen des demokratisch-alternativen Politikansatzes seit 1989/90 überwinden: Wie wäre die Agenda eines ökologischen Umbruchs wieder, bzw. auf neue Weise, in den Vordergrund zu rücken?
Ludger Volmer: Durch die Einigung haben sich die Rahmenbedingungen für ökologisch-soziale Politik völlig verschoben. Ökologische Umstrukturierungsprozesse in Deutschland durchzusetzen, heißt nicht mehr nur - was schon schwierig genug gewesen wäre -, einen ökologischen und sozialen Umbau in Westdeutschland anzustreben. Dies muß jetzt gleichzeitig verknüpft werden mit einem AufbauProzeß in Ostdeutschland.