Bürgerabgeordnete als Alternative?
Die deutschen Politiker der traditionellen Mitte tragen zunehmend schwer an ihrem Bundesvolk. Zuerst waren es die Stammanhänger, die die sicher geglaubten Erbhöfe verließen, sich lossagten von Milieufestschreibung und Familientradition, um als Wechselwähler je nach Saisonangebot ihre Stimme zu vergeben.
Dann gab es in den 80er Jahren spektakuläre Denkzettel von Protestwählern, die sich nicht mehr vertreten sahen von den etablierten Wahlvereinen und anrüchige Listen ankreuzten. Und schließlich begannen sich die Bürger gegen Ende dieser Dekade von dem ganzen Verfahren selbst verstärkt abzusetzen; die Wahlbeteiligung in der Bundesrepublik nahm empfindlich ab. Die "Partei der Nichtwähler" 1), wie sie gerne genannt wird, ist in den letzten Jahren bereits mehrfach zur numerisch stärksten Gruppe geworden und schlug im Juni 1994 in der Landtagswahl von Sachsen-Anhalt zum ersten Mal gar die vereinte Vertretungsmacht der Großparteien SPD und CDU 2). Einige Politikwissenschaftler waren über sinkende Wahlbeteiligungen bisher nicht allzu alarmiert.
Für sie galt als Ziel demokratischer Verfahren weniger die fokussierte Widerspiegelung der Meinungsvielfalt der Bevölkerung in einer Abgeordnetenversammlung, sondern die Etablierung halbwegs vernünftiger Regeln zur Bestimmung der politisch dann machtausübenden Elite.