Ausgabe Januar 1995

Zur Wiederherstellung historischer Ortsnamen in der Region Kaliningrad

Resolution der Baltischen Versammlung vom 13.November 1994 (Wortlaut)

Die Baltische Versammlung, der Parlamentsabgeordnete aus Lettland, Litauen und Estland angehören, verabschiedete am 13. November 1994 in der litauischen Hauptstadt Vilnius eine Resolution zur Region Kaliningrad, in der u.a. die Wiedereinführung der historischen, d.h. deutschen Ortsnamen gefordert wird. Angesichts der Tatsache, daß die Region Kaliningrad zur Russischen Föderation gehört, ist dieser Vorgang höchst ungewöhnlich. Entsprechend harsch protestierte Moskau gegen die "offene Einmischung" in innerrussische Angelegenheiten. Am 8. Februar 1994 hatte, auch dies bemerkenswert, das Europaparlament die Zukunft der russischen Exklave debattiert; vgl. dazu die "Blätter"-Dokumentation "Königsberg in Straßburg" in: "Blätter", 4/1994, S. 511 ff. D. Red.

Die Baltische Versammlung ist der Ansicht, daß die Zukunft der Region Kaliningrad ganz Europa betrifft und gemeinsame Aktionen verlangt. Die Baltische Versammlung, davon ausgehend,

1. Schlägt vor, daß die Demilitarisierung der Region Kaliningrad als ein wesentliches Element des Sicherheitsprozesses in Zentraleuropa und des gesamten Kontinents behandelt werden sollte.

2. Unterstützt den Vorschlag einer Resolution betreffend den Respekt für Ortsnamen als kulturelles Erbe Europas und die Wiedereinführung alter Ortsnamen in der Region Kaliningrad, wie sie von der Parlamentarischen Versammlung des Europarates diskutiert wird.

Daher appelliert die Baltische Versammlung an den Baltischen Ministerrat und ersucht ihn nachdrücklich, eine internationale Rundtisch-Konferenz über die Demilitarisierung der Region Kaliningrad und ihre zukünftige Entwicklung einzuberufen.

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Europa

Verbrecherische Komplizen: Libyen und die EU

von Sigrun Matthiesen, Allison West

Es war ein Tiefpunkt in der Geschichte der Seenotrettung: 20 Minuten lang beschoss am 24. August ein Patrouillenboot der libyschen Küstenwache die Ocean Viking, ein Rettungsschiff der Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée.

Von Milošević zu Trump: Die bosnische Tragödie und der Verrat an den Bürgerrechten

von Sead Husic

Es herrschte keine Freude bei der bosnisch-herzegowinischen Regierungsdelegation am 22. November 1995 auf dem Wright-Patterson-Luftwaffenstützpunkt in Dayton. Eben hatte sie dem Friedensabkommen mit der Bundesrepublik Jugoslawien, die noch aus Serbien und Montenegro bestand, und Kroatien zugestimmt, doch sie fühlte sich betrogen.