Der Jubel bei den deutschen Sozialdemokraten war erneut groß. Wie schon beim Sieg Tony Blairs beschworen sie die Möglichkeit, im nächsten Jahr Kohl endlich zu besiegen. Man hatte Blair gratuliert, nun gratulierte man Jospin. Vor der Parteizentrale in Bonn wurde ein Plakat mit der Ankündigung, man werde es 1998 genauso machen, aufgezogen. Blair und Jospin stehen für den Beginn einer neuen sozialdemokratischen Ära - zumindest für deutsche Sozialdemokraten.
Doch Jospin ist nicht Blair, und mit beiden Erfolgsrezepten zugleich kann man nicht antreten, um zu siegen. Blair trat auf als der Garant der Reformen, als der Mann, der die neoliberalen Errungenschaften der alten, konservativen Regierung nicht konterkariert, sondern weiterentwickelt, indem er sie sozial abfedert. Blair hat vor allem die Wahl am 1. Mai gewonnen, weil er den Briten mit dem Wort new in jeder Kombination - vor allem aber New Labour und New Britain - versprochen hat, sie vom vermieften, zerstrittenen, altbacken gewordenen Regime der Post-Thatcheristen zu befreien. Zugleich hat er aber die Wahl gewonnen, weil er und seine Partei sehr darauf bedacht waren, sich außer durch Jugend, neues Profil und Geschlossenheit in nichts wesentlich von den Tories zu unterscheiden. Blair, der Mann der allen paßt, der es jedem recht macht. New Labour, nicht New Danger, wie die konservative Wahlkampagne glauben machen wollte. Vor allem aber Blair, der neue Mann.