Ausgabe November 1997

Spanien ohne Opposition?

Die Regierung von José Maria Aznar ist jetzt über anderthalb Jahre im Amt. Von vornherein wurden ihr nur wenige Chancen auf langes Überleben eingeräumt. Viele Beobachter gingen davon aus, daß es nach spätestens einem Jahr Neuwahlen geben würde.

Insbesondere die zumindest auf den ersten Blick tiefe ideologische Kluft zwischen der regierenden konservativen Volkspartei und ihren Bündnispartnern ließ Zweifel an der Dauerhaftigkeit des Unternehmens aufkommen. Wichtigster Mehrheitsbeschaffer für die Konservativen ist die katalonische Parteienkoalition Convergencia i Unio, die zu den spanischen Parlamentswahlen traditionell mit einer einheitlichen Liste auftritt. Converg?ncia i Uni¢, deren Strömungen im christdemokratischen und liberal-konservativen Lager anzusiedeln sind, stellt in Katalonien selbst eine Minderheitsregierung mit dem Präsidenten Jordi Pujol. In Katalonien, das traditionell die Behandlung als eigenständige Nation innerhalb Spaniens verlangt - je nachdem eigentlich vielleicht auch lieber außerhalb - gibt es entsprechend eigenständige Parteien und politische Gruppen, denen allzu enge Bindungen an den "spanischen Staat" oder an eine Parteizentrale in Madrid politisch schaden könnten.

November 1997

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema