Ausgabe Februar 1999

Europas Gewerkschaften zwischen Konkurrenz und Solidarität

 Das Spannungsfeld von Konkurrenz und Solidarität markiert seit jeher den Handlungsrahmen gewerkschaftlicher Tarifpolitik. S o l i d a r i t ä t bedeutet dabei nicht allein die Durchsetzung eines "moralischen Postulates" sondern steht vielmehr für die originäre Funktionsbestimmung von Gewerkschaften, die K o n k u r r e n z der einzelnen Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt zu begrenzen und durch einen bewußten politischen Eingriff in Form kollektiver Regelungen elementare Lohn- und Arbeitsbedingungen dem Marktmechanismus zu entziehen. Historisch hat sich der moderne Nationalstaat als zentrale Ebene der Durchsetzung von gewerkschaftlicher Solidarität und der politischen Regulierung von Märkten herausgebildet. Gleichwohl war sich die Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung schon recht früh darüber bewußt, daß entsprechend der im Prinzip globalen Reichweite des Marktes auch internationale Formen seiner politischen Regulierung erforderlich sind.

Die Notwendigkeit internationaler Solidarität liegt demnach in erster Linie in der Konkurrenz nationaler Lohn- und Arbeitsbedingungen begründet. Unter den Bedingungen einer weitgehend liberalisierten und deregulierten Weltwirtschaft werden nationalstaatlich fixierte Lohnund Arbeitsstandards jedoch in zunehmenden Maße dem internationalen Konkurrenzmechanismus unterworfen.

Februar 1999

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema