Ausgabe Februar 1999

Springt Europas Motor wieder an?

Konflikte und Chancen im deutsch-französischen Verhältnis

Das vielbeschworene "deutsch-französische Tandem" ist in den letzten Jahren immer wieder "auf Schlingerkurs" geraten. 1) Dies wurde nicht nur zu Beginn der Jugoslawienkrise deutlich. Auch innerhalb der Europäischen Union gelang es beiden Staaten nach Maastricht immer weniger, ihre angestammte Rolle als "Motor Europas" auszufüllen. Die bescheidenen Ergebnisse der Amsterdamer Vertragsverhandlungen legen davon Zeugnis ab. Selbst die Vorbereitung der Europäischen Währungsunion, des zentralen Integrationsprojekts der 90er Jahre, bot Anlaß zu zahlreichen deutschfranzösischen Meinungsverschiedenheiten. 2) Und im Zusammenhang des Beitritts von EFTA-Staaten zur EU führten deutsch-französische Differenzen 3) und kritische Äußerungen des französischen Botschafters in Bonn gar zu dessen Einbestellung ins Auswärtige Amt - fürwahr ein ungewöhnlicher Vorgang zwischen eng befreundeten Staaten. Der wohl w i c h t i g s t e G r u n d für die gewachsenen Schwierigkeiten in der Gestaltung der deutsch-französischen Sonderbeziehung ist in der Verschiebung der Machtbalance zwischen beiden Staaten als Ergebnis der deutschen Wiedervereinigung zu sehen.

Das Ende der deutschen Teilung hat die Geschäftsgrundlage verändert, auf der sich die Beziehungen zwischen Frankreich und Westdeutschland nach 1949 entwickelt haben.

Februar 1999

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema