Am 10. September 2000 soll der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern endgültig beendet sein. So will es das beiderseitige Abkommen, das Israels Ministerpräsident Ehud Barak und Palästinenser-Präsident Yassir Arafat am 4. September 1999 im ägyptischen Scharm el Scheich unterzeichneten. Und noch eine weitere Verpflichtung ist Barak eingegangen: "Ich verspreche der Öffentlichkeit", erklärte er wiederholt, "daß ich unsere Jungs binnen eines Jahres nach der Bildung einer von mir geführten Regierung nach Hause bringe". Gemeint ist der Abzug der israelischen Truppen aus der sogenannten "Sicherheitszone", einem Gebiet von 1140 km2, das Israel seit 1985 im Südlibanon zum Schutz vor Terrorattacken besetzt hält. Der Preis für diese Sicherheit ist hoch. 904 israelische Soldaten sind im Libanon nach offiziellen Angaben zwischen dem Beginn des Libanon-Krieges am 6. Juni 1982 und Anfang Juni 1999 gefallen, 4796 wurden verletzt. Die nichtamtlichen Zahlen liegen noch wesentlich höher: 1542 Tote habe das militärische Engagement Israels im Libanon bislang gefordert, meldet die israelische Friedensbewegung "Vier Mütter". Beinahe täglich, so scheint es, bringt die schiitische Hisbollah-Miliz den israelischen Streitkräften neue Verluste bei.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.