Ausgabe April 2001

Zurückweisung und Integrationsverweigerung

Zur überfälligen Humanisierung des Asylrechts

Drei Gründe geben seit 1989 Anlass zu verstärkter Fluchtmigration: zunächst die Ethnisierung ehemals realsozialistischer Gesellschaften Europas und in der Folge pogromartige Verfolgung ethnischer Minderheiten, Bürgerkriege, "ethnische Säuberungen", Diskriminierungen jeder Art. Etwa zwei Drittel aller in den Jahren 1989 bis 1994 zu verzeichnenden Asylbewerber/innen rekrutierten sich aus dieser Gruppe. Des Weiteren sind die sozialen und politischen Krisenherde an der inneren und äußeren Peripherie Europas von immenser Bedeutung, allen voran die Autonomiebestrebungen der Kurden in der Türkei und der Krieg, den die Regierung der Türkei gegen die kurdische Guerilla und deren soziales Umfeld führt; sodann die anhaltende Zerklüftung der Gesellschaften zunächst des Libanon und dann Algeriens mit der Folge eines Zerfalls staatlicher Autorität und sowohl staatlichen wie nichtstaatlichen Terrors. Erst an dritter Stelle rangieren politische Verfolgung, Bürgerkriege und Genozide in entfernteren Staaten der Welt. Hier geraten Iran, Afghanistan, Sri Lanka in den Blick, nicht zu vergessen die Staaten Schwarz-Afrikas wie Sudan, Somalia, Ruanda, Nigeria, Zaire/Kongo und Togo.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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