Ausgabe Juli 2001

Bittere Wahrheiten in Nahost

Der historische Kompromiß von Oslo 1993 war ein mutiger Schritt, auch wenn ausgeklammert blieb, wie denn eine endgültige Regelung aussehen sollte. Für weite Teile der palästinensischen Gesellschaft waren die Vereinbarungen unmittelbarer Ausdruck des bevorstehenden Endes der Besatzung und der baldigen Erringung nationaler Selbstbestimmung. Welcher Preis dafür zu entrichten sein würde, machten sie sich nicht völlig klar: Oslo implizierte das Ende des jüdisch-palästinensischen Konflikts, mithin den Verzicht auf alle weiteren Forderungen an Israel, und den Abschied von den Träumen, die Flüchtlinge konnten zurückkehren und in einem Palästina leben, wie es vor 1948 existiert hatte. Eine abschließende Lösung sollte die nationale Unabhängigkeit bringen, der erhebenste Moment in der Geschichte der palästinensischen Nationalbewegung.

Doch ein solcher Sieg würde zugleich die Niederlage dieser Bewegung vor Augen führen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Palästina dominierte, ihre Vorherrschaft 1948 einbüßte und sich nun, Anfang des 21. Jahrhunderts, mit 22% des einstigen Palästina begnügen muß.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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