Ausgabe Juli 2001

Weltfrieden und Völkerrecht

Made in the USA oder Aufgabe der UNO?

Zur Beurteilung der Frage, ob das Bombardement Belgrads der Region Segen gebracht hat, ist es noch zu früh. Die Zukunft wird es erweisen. Nicht zu früh, sondern dringend notwendig aber ist die Diskussion darüber, was aus dem Völkerrecht werden soll. Denn der Einsatz hat dieses sensible Gefüge zerstört. Er war kein einmaliger Völkerrechtsbruch, über den man hinwegsehen könnte, sondern der Beginn einer neuen Strategie. Das in Jahrhunderten mühsam aufgebaute Völkerrecht liegt am Boden, und niemand kümmert sich ernsthaft um die Frage, ob es in seiner alten Form restauriert oder in eine neue, Interventionen zulassende Form gebracht werden soll. Ohne dass die öffentliche Meinung angemessen beunruhigt wäre, herrscht völkerrechtliche Anarchie. Die NATO hat in ihrem Out of Area-Beschluss zum Ausdruck gebracht, dass sie sich auch in Zukunft berufen fühlt, nach eigenem Gutdünken und ohne Rücksicht auf die UN-Charta überall dort zu intervenieren, wo Menschenrechtsverletzungen vorkommen. Die Frage, ob die humanitäre Intervention - mit anderen Worten: der moralisch motivierte Angriffskrieg - auch anderen Mächten zusteht, wird vorsichtshalber nicht explizit gestellt und stillschweigend verneint. Es gibt auch keine Bestrebungen, die Charta in der Weise zu ändern, dass solche Einsätze zukünftig rechtmäßig werden.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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