Ausgabe Oktober 2002

Der Brief des irakischen Außenministers Nadschi Sabri an UN-Generalsekretär Kofi Annan vom 16. September 2002 (Wortlaut)

Sehr geehrter Herr Generalsekretär,

ich darf mich auf die Reihe der Gespräche zwischen Ihrer Exzellenz und der Regierung der Republik Irak zur Umsetzung einschlägiger Sicherheitsratsresolutionen zur Irak-Frage berufen, die am 7. März und 2. Mai in New York und am 4. Juli 2002 in Wien stattfanden, sowie auf Gespräche, die am 14. und 15. September 2002 in Ihrem Büro in New York unter Beteili- gung des Generalsekretärs der Arabischen Liga geführt w urden. Ich freue mich, Ihnen die Entscheidung der Regierung der Republik Irak übermitteln zu können, der Rückkehr der UN-Waffeninspekteure nach Irak bedingungslos zuzustimmen.

Die Regierung der Republik Irak reagiert mit dieser Entscheidung auf Ihren Appell, auf den Appell des Generalsekretärs der Arabischen Liga sowie auf die Aufrufe arabischer, isla- mischer und anderer befreundeter Länder.

Die Regierung der Republik Irak gründet ihre Entscheidung hinsichtlich der Rückkehr der Inspektoren auf ihren Wunsch, die Umsetzung der einschlägigen Resolutionen des Welt- sicherheitsrats zu vollenden und jede Spekulation auszuräumen, dass der Irak noch immer Massenvernichtungswaffen besitze. Der Beschluss beruht auch auf Ihrer Erklärung vor der UN-Vollversammlung am 12. September 2002, nach der die Entscheidung der Regierung der Republik Irak der unabdingbare erste Schritt zu einem Nachweis ist, dass der Irak keine Massenvernichtungswaffen mehr besitzt, und – was ebenso wichtig ist – zu einer umfassenden Lösung, die die Aufhebung der gegen den Irak verhängten Sanktionen und die zeitgemäße Umsetzung anderer Bestimmungen der einschlägigen Sicherheitsratsresolutionen einschließlich der Resolution 687 (1991) beinhaltet. Zu diesem Ziel ist die Regierung der Republik Irak zu Gesprächen über die praktischen Vereinbarungen bereit, die für die sofortige Wiederaufnahme der Kontrollen nötig sind.

In diesem Zusammenhang bekräftigt die Regierung der Republik Irak die Wichtigkeit der Verpflichtung aller Mitgliedstaaten des Sicherheitsrats und der Vereinten Nationen, die Souveränität, territoriale Integrität und politische Unabhängigkeit des Irak zu wahren, wie es in den einschlägigen Sicherheitsratsresolutionen und Artikel (II) der Charta der Vereinten Nationen festgesetzt ist.

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diesen Brief den Mitgliedern des Sicherheitsrates zur Kenntnis bringen könnten.

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Gaza: Hält der erzwungene Frieden?

von Ignaz Szlacheta

Erst als am 13. Oktober morgens die 20 noch lebenden Geiseln freigelassen worden waren und kurz darauf auch knapp 2000 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikamen, wich die Anspannung. Vorher beschrieb der katarische Nachrichtensender Al-Araby die Stimmung im Gazastreifen als einen „Zustand des Wartens und der Wachsamkeit, begleitet von großer Zuversicht“.