In einer von Jürgen Habermas initiierten konzertierten Aktion plädierten am 31. Mai 2003 sieben Intellektuelle von Rang in führenden europäischen Zeitungen für ein neues Selbstbewusstsein der Europäer: Zusammen mit seinem langjährigen philosophischen Kontrahenten Jacques Derrida veröffentlichte Jürgen Habermas einen Aufruf unter dem Titel "Unsere Erneuerung. Nach dem Krieg: Die Wiedergeburt Europas" in der Frankfurter "Allgemeinen Zeitung" sowie der Pariser "Libération" (vgl. Dokumente zum Zeitgeschehen); des Weiteren schrieben Adolf Muschg in der "Neuen Zürcher Zeitung" und Umberto Eco in "La Repubblica", Gianni Vattimo in "La Stampa" sowie Fernando Savater in "El País" und Richard Rorty in der "Süddeutschen Zeitung". Die von Habermas entworfene Konzeption eines voranschreitenden "Kerneuropas", das den europäischen Einigungsprozess als "Lokomotive" vorantreiben und ein Gegengewicht zur amerikanischen Hegemonialmacht bilden soll, löste intensive Debatten aus – nicht zuletzt über die Gefahr einer sich verfestigenden Spaltung zwischen Europa und den USA. An dieser Stelle antwortet Jürgen Habermas erstmalig auf einige wesentliche Einwände. Die Fragen stellte Albrecht von Lucke. – D. Red.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.