1989 ist der Kapitalismus US-amerikanischer Prägung als Sieger aus dem "Systemwettbewerb" hervorgegangen. In Gestalt der neoliberalen Globalisierung hat er der Welt seinen Stempel aufgedrückt. Doch anders als versprochen gehen Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung weder mit "Wohlstand für alle" noch mit der Verbreitung von Demokratie, Menschenrechten und Frieden einher. Ganz im Gegenteil: Die neoliberale Globalisierung befördert soziale Ungleichheit innerhalb und zwischen den Ländern und Regionen; sie ist mit Ketteneffekten finanzieller und wirtschaftlicher Krisen verbunden und hat zur Verschärfung der ökologischen Krise beigetragen. Schlimmer noch, sie wird begleitet von gewalttätigen Konflikten und Kriegen. Das jedoch passt überhaupt nicht zum ambitionierten Modell der Geoökonomie, wonach die Öffnung nationaler Ökonomien zum Weltmarkt ja gerade eine Alternative zur machtzentrierten Durchsetzung von politischen und ökonomischen Interessen (also von: Geopolitik) sein soll. Die Geoökonomie kennt nur Konkurrenten, keine Feinde. Wer Handel treiben will, kann nicht zugleich Krieg gegeneinander führen, so lautet die optimistische These in der Debatte um die mit Globalisierungsprozessen einhergehenden Ent-Territorialisierung von Ökonomien.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.