Ausgabe Mai 2005

Stellenabbau trotz Milliardengewinn

Deutsche Großbanken in der Globalisierung

Die öffentliche Empörung war groß: Kaum hatte die Deutsche Bank AG angekündigt, trotz eines Jahresgewinns von gut 2,5 Mrd. Euro mehr als 6400 Arbeitsplätze abzubauen, hagelte es Kritik. "Schweinerei" und "Gier" schallte es den Bankern entgegen. Auch vom Verlust der "Wirtschaftsethik" und einem moralisch und volkswirtschaftlich fragwürdigen Kurs war die Rede.1 Selbst der Bundeskanzler fühlte sich bemüßigt, die Spitze von Deutschlands größter Bank an die soziale Verantwortung zu erinnern, der sich der frühere Vorstandssprecher Alfred Herrhausen immer verbunden gefühlt habe. Eigentum verpflichte, ergänzten die Gewerkschaften. Stahl sich hier eines der wichtigsten deutschen Unternehmen just zu dem Zeitpunkt aus seiner gesellschaftlichen Verantwortung, als die Arbeitslosenstatistik in schockierende Höhen schoss? Oder verbirgt sich hinter dem Aufruhr nur ein "Winterloch"-Phänomen2 der deutschen Mediendemokratie?

Deutschlands Großbanken befinden sich seit einigen Jahren in einer bedrohlichen Krise. Ihre Profite gelten im internationalen Maßstab als gering, ihre Kosten als hoch, ihre Marktanteile in der Heimat als niedrig, ihre Börsenwerte als klein. Selbst die größte von ihnen, die Deutsche Bank AG, gilt als potenzielles Opfer einer ausländischen Übernahme. Öffentliche Aufmerksamkeit erregten die Großbanken zudem mit einer beachtlichen Serie rhetorischer Fehltritte und ungeschickter Managemententscheidungen.

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