Ausgabe Mai 2011

Der August Bebel der Kritischen Theorie

Laudatio auf Oskar Negt

August Bebel gehört zu den großen Unbekannten der deutschen Geschichte. Bei der Lektüre der Biographien über ihn von Theodor Heuss und Brigitte Seebacher-Brandt fand ich viel, was ich nicht gewusst hatte; aber ich fand nicht das, was ich eigentlich suchte. Theodor Heuss beschreibt wunderschön Bebels „prachtvolle Stimme mit dem kupfernen Ton“. Brigitte Seebacher-Brandt schildert die ungeheuere Wirkung seiner Auftritte: Wie eine tausendköpfige Menge „mit geduckten Häuptern und in Totenstille“ harrt, „die sich in donnernde Hochrufe entlädt, hat Bebel die Tribüne erklommen“. Bebel hätte, heißt es, erzählen können, dass zwei mal zwei fünf ist, und es wäre geglaubt worden. Er war der Arbeiterkaiser, ein glänzender Parlamentarier und glühender Prophet. Er hat die sozialistischen Utopien so volkstümlich darstellen können wie kein anderer, er sah sie zum Greifen nah und er schilderte sie zum Greifen nah – und seine Zuhörer waren so ergriffen, dass sie den Hut vom Kopf nahmen und ehrfürchtig Spalier standen, wenn er nach vier, fünf Stunden Rede und Diskussion den Saal hinausschritt.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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