
Der Massenmord von Norwegen hat die Debatte um die Zukunft der multikulturellen Gesellschaft unausweichlich in den Fokus der Aufmerksamkeit zurückgeholt. Der Hass des Attentäters Anders Behring Breivik richtete sich vor allem gegen einen von ihm so verachteten wie gefürchteten „Multikulturalismus“ und seine „kulturmarxistischen“ sozialdemokratischen Helfershelfer.
Umso wichtiger wird jetzt „Multikultur 2.0“, der aktuelle Sammelband von Susanne Stemmler, Leiterin der Abteilung Literatur, Gesellschaft, Wissenschaft im Berliner Haus der Kulturen der Welt. 36 Beiträge vermitteln auf 336 Seiten kritisch, anregend und vielstimmig die Lage der „Multikultur“ im Jahr 2011. Das Buch, quasi ein „multikulturelles Update“ für Theorie und Praxis, macht klar, dass es keine einfachen Lösungen für die Herausforderungen moderner Gesellschaften geben wird, dass die real existierende Vielfalt widersprüchlich ist und der Dialog konfliktreich.
Rund drei Prozent der Weltbevölkerung, etwa 192 Millionen Menschen, sind heute Migrantinnen und Migranten. Allein die Zahl belegt, dass Migration kein zu vernachlässigendes Nebenprodukt sozio-ökonomischer Umbrüche darstellt.