Ausgabe September 2011

Multikulti: Vom Schmuse- zum Schimpfwort

Der Massenmord von Norwegen hat die Debatte um die Zukunft der multikulturellen Gesellschaft unausweichlich in den Fokus der Aufmerksamkeit zurückgeholt. Der Hass des Attentäters Anders Behring Breivik richtete sich vor allem gegen einen von ihm so verachteten wie gefürchteten „Multikulturalismus“ und seine „kulturmarxistischen“ sozialdemokratischen Helfershelfer.

Umso wichtiger wird jetzt „Multikultur 2.0“, der aktuelle Sammelband von Susanne Stemmler, Leiterin der Abteilung Literatur, Gesellschaft, Wissenschaft im Berliner Haus der Kulturen der Welt. 36 Beiträge vermitteln auf 336 Seiten kritisch, anregend und vielstimmig die Lage der „Multikultur“ im Jahr 2011. Das Buch, quasi ein „multikulturelles Update“ für Theorie und Praxis, macht klar, dass es keine einfachen Lösungen für die Herausforderungen moderner Gesellschaften geben wird, dass die real existierende Vielfalt widersprüchlich ist und der Dialog konfliktreich.

Rund drei Prozent der Weltbevölkerung, etwa 192 Millionen Menschen, sind heute Migrantinnen und Migranten. Allein die Zahl belegt, dass Migration kein zu vernachlässigendes Nebenprodukt sozio-ökonomischer Umbrüche darstellt.

Sie haben etwa 13% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 87% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Chile: Leere Versprechen für die Indigenen?

von Malte Seiwerth

Am 1. Juni hielt der chilenische Präsident Gabriel Boric zum letzten Mal seine jährliche Rede vor den beiden Parlamentskammern des südamerikanischen Landes, eine Tradition, die seit 1833 gepflegt wird. Nach dreieinhalb Jahren im Amt wirkte seine Rede bereits wie ein Abschied.

Kanada als Vorbild: Fünf Punkte für nachhaltige Migration

von Naika Foroutan, Harald Bauder, Ratna Omidvar

Angetrieben von der AfD, die die jüngsten Anschläge durch Asylbewerber nutzt, um immer weitere Verschärfungen in der Migrationspolitik zu fordern, schlittert die Bundesrepublik gegenwärtig in eine aktionistische Abschottungspolitik, die jegliche Expertise aus Wirtschaft und Wissenschaft ignoriert. Seit Jahren wird dadurch hierzulande verhindert, dass dringend notwendige Weichen in der Migrationspolitik neu gestellt werden.