Die Währungsunion am Scheideweg
Die tiefgreifende Systemkrise der am Neujahrsmorgen 1999 gestarteten europäischen Währungsunion ist heute unübersehbar, tagtäglich werden die Wetten auf den Absturz des Euro erneuert. Auch Deutschland, das sich noch immer auf einer „Insel der Glückseligen“ wähnt, kann sich dieser Systemkrise nicht mehr entziehen. Nachdem die Bundesrepublik über Jahre mittels innerer Abwertung (durch zurückhaltende Lohnpolitik und die Deregulierung der Arbeitsmärkte) profitable Außenhandelsüberschüsse erzielt hat, schlägt die dadurch erzeugte Verschuldenskrise der Nachbarstaaten nun auf den Krisen(mit)verursacher zurück. Diese negative Rückkopplung wird durch die den Krisenländern oktroyierte Austeritätspolitik zusätzlich verstärkt.
Kurz vor dem Abgrund stellt sich heute nur noch eine Alternative: Entweder erfolgt der mutige Abschied vom Gründungsirrglauben, wonach die Währungsunion aus sich heraus genügend realwirtschaftliche Konvergenz erzeugt. Oder man wählt die Exitoption, die ihrerseits mehrere Varianten zulässt. Erstens: Die heutige Gemeinschaftswährung löst sich in nationale Währungen auf, für die eigene Wechselkurse notiert werden. Eine zweite Variante wäre ein Hartwährungskern mit dem Epizentrum Deutschland.