
Bild: Kosovarische Polizisten am Ortseingang von Banjska, 25.9.2023 (IMAGO / VXimages.com/ Vudi Xhymshiti)
Die Beziehungen zwischen Kosovo und Serbien befinden sich auf einem nie dagewesenen Tiefpunkt. Im Monatsrhythmus kommt es zu Eskalationen. Was mit Protesten gegen eine Kfz-Kennzeichenreform begann, gipfelte im Boykott der Lokalwahlen durch die serbische Minderheit. Ende Mai kam es sogar zu Ausschreitungen, bei denen Soldaten der Nato-Schutztruppe KFOR von einem Mob militanter Serben schwer verletzt wurden. „Es besteht die große Gefahr“, warnte vor wenigen Monaten der Politikwissenschaftler Vedran Džihić, „dass sich die Eskalationsspirale auf dem Westbalkan weiterdreht und in einem neuerlichen bösen Erwachen für den Kontinent enden wird.“[1]
Die schlechte Nachricht lautet: Die Spirale hat sich weitergedreht. Die gute: Das böse Erwachen kann noch gestoppt werden.
Am 24. September drang eine serbische Kampftruppe in den Kosovo ein. Laut der kosovarischen Regierung soll sie das Ziel verfolgt haben, den Norden des Landes zu annektieren. Die Operation misslang. Aber die Angst bleibt, dass etwas Ähnliches wieder passieren könnte.
Damit markiert jener Tag eine Zäsur im Nachkriegskosovo, einem Land mit 1,8 Millionen Einwohnern, das 2008 seine Unabhängigkeit erklärt hatte. Der Nachbar Serbien hat diesen Schritt nie anerkannt, ebenso wenig wie China und Russland sowie fünf EU-Mitgliedsländer (Griechenland, Rumänien, Slowakei, Spanien und Zypern). Auch deswegen schwelt der Konflikt weiter.