Ausgabe April 2024

Justiz ohne Integrität?

Von den Widersprüchen der internationalen Gerichtsbarkeit

Das Logo des Internationalen Gerichtshofs mit einem Bild des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im Hintergrund, 17.1.2024 (IMAGO / ZUMA Wire / Hasan Mrad)

Bild: Das Logo des Internationalen Gerichtshofs mit einem Bild des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im Hintergrund, 17.1.2024 (IMAGO / ZUMA Wire / Hasan Mrad)

Die Klage Südafrikas wegen möglicher, von Israel begangener Völkermordverbrechen im Gazastreifen zeigt schlaglichtartig, wie umstritten internationale Strafgerichtsbarkeit ist. Denn dann handelt es sich um Verbrechen „von internationalem Belang“, um Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Völkermord, die aufgrund ihrer Schwere das ethische Fundament der Menschheit erschüttern und so gut wie niemanden, der von ihnen erfährt, gleichgültig lassen. So gesehen, ist es ein zivilisatorischer Fortschritt, dass es heute gerichtliche Instanzen gibt, die dem Recht zur Durchsetzung verhelfen wollen. Nicht die Macht, die auf militärischem Zerstörungspotenzial gründet, soll dem Recht vorangehen, sondern umgekehrt soll das Recht der Macht Grenzen setzen und deren Beachtung notfalls erzwingen oder deren Missachtung sanktionieren. Geht es um staatliches Verhalten, ist der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag zuständig, bei Völkerstraftaten, die Personen zurechenbar sind, ist es der Internationale Strafgerichtshof (IStGH), der seinen Sitz ebenfalls in Den Haag hat.

»Blätter«-Ausgabe 4/2024

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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