Ausgabe April 2024

Justiz ohne Integrität?

Von den Widersprüchen der internationalen Gerichtsbarkeit

Das Logo des Internationalen Gerichtshofs mit einem Bild des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im Hintergrund, 17.1.2024 (IMAGO / ZUMA Wire / Hasan Mrad)

Bild: Das Logo des Internationalen Gerichtshofs mit einem Bild des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im Hintergrund, 17.1.2024 (IMAGO / ZUMA Wire / Hasan Mrad)

Die Klage Südafrikas wegen möglicher, von Israel begangener Völkermordverbrechen im Gazastreifen zeigt schlaglichtartig, wie umstritten internationale Strafgerichtsbarkeit ist. Denn dann handelt es sich um Verbrechen „von internationalem Belang“, um Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Völkermord, die aufgrund ihrer Schwere das ethische Fundament der Menschheit erschüttern und so gut wie niemanden, der von ihnen erfährt, gleichgültig lassen. So gesehen, ist es ein zivilisatorischer Fortschritt, dass es heute gerichtliche Instanzen gibt, die dem Recht zur Durchsetzung verhelfen wollen. Nicht die Macht, die auf militärischem Zerstörungspotenzial gründet, soll dem Recht vorangehen, sondern umgekehrt soll das Recht der Macht Grenzen setzen und deren Beachtung notfalls erzwingen oder deren Missachtung sanktionieren. Geht es um staatliches Verhalten, ist der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag zuständig, bei Völkerstraftaten, die Personen zurechenbar sind, ist es der Internationale Strafgerichtshof (IStGH), der seinen Sitz ebenfalls in Den Haag hat.

»Blätter«-Ausgabe 4/2024

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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