Ausgabe Februar 1990

Brandgefahr bei Tauwetter

Die Nationalitätenkonflikte in Südeuropa

Ende Dezember vergangenen Jahres gab der amtierende griechische Außenminister Antonis Samaras, wohl unter dem Eindruck des Machtwechsels in Rumänien, in einer öffentlichen Erklärung der Hoffnung Ausdruck, seine Landsleute in Albanien möchten schon bald auf die gleiche Weise "Weihnachten feiern" wie heute die Rumänen. Und ein griechischer Bischof verlieh dieser Erwartung Mitte Januar mit einer unverhüllten Invasionsdrohung Nachdruck.

Nun wird solcher Kraftmeierei in Griechenland nicht allzu viel Bedeutung beigemessen. Sie ist gleichwohl geeignet, beim Nachbarn Ängste zu wecken. Nationalitäten- und Minderheitenfragen sind gerade auf dem Balkan stets von einiger Sprengkraft gewesen. Die ethnographische Landkarte Südosteuropas ist bunt wie ein Flickenteppich und oft mit der politischen durchaus nicht kongruent, blutige Nationalitätenkämpfe haben deshalb die politischen Schicksale der Balkanländer mitbestimmt seit der Auflösung des Osmanischen Reiches und der Donaumonarchie. Fast ein halbes Jahrhundert lang hat man den südosteuropäischen Nationalitätenfragen, sieht man ab von dem schon länger schwärenden serbisch-albanischen Konflikt in der autonomen jugoslawischen Provinz K o s o v o, wenig Beachtung geschenkt.

Februar 1990

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema