Gleich zweimal wurde in den vergangenen Monaten auf internationaler Bühne die "Entschlüsselung" des menschlichen Genoms als historisches Ereignis inszeniert: im Juni 2000 (Fertigstellung der "Arbeitsversion") und im Februar 2001 (Veröffentlichung der Genomdaten). Wohl kein wissenschaftliches Ereignis hat nach der Mondlandung 1969, mit der das Humangenomprojekt (HGP) vielfach verglichen wird, eine solche globale öffentliche und mediale Aufmerksamkeit gefunden - und ist zugleich mit so gemischten Gefühlen ob der gesellschaftlichen Chancen und Risiken aufgenommen worden. Gebannt folgte die Weltöffentlichkeit der "Landung auf dem Planeten Genom" (so eine Schlagzeile in der "Süddeutschen Zeitung"), die als Wettlauf dargestellt wird zwischen "den Guten", dem öffentlichen HGP, und "dem Feind" Craig Venter und seiner Firma Celera Genomics. Jedoch unterschlägt diese Lesart, dass auch das HGP selbst trotz der beträchtlichen internationalen Kooperation - von vielschichtigen Konkurrenzbeziehungen vorangetrieben und geprägt wird. Wesentliche Ursache hierfür ist ein grundlegender Wandel im Verhältnis zwischen Wissenschaft, Industrie und Politik, der das HGP als erstes Großforschungsprojekt der Biologie begleitet.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.