Selten waren sich Palästinenser und jüdische Siedler so einig: Auf beiden Seiten interpretiert eine deutliche Mehrheit von 72 Prozent den israelischen Abzug aus Gaza als Sieg für den bewaffneten palästinensischen Kampf.1 Das ist jedoch weniger ein Problem für den israelischen Premier als für den palästinensischen Präsidenten. Er war und ist ein erklärter Gegner der bewaffneten Intifada und kann daher den Sieg nicht für sich reklamieren. Wie Ariel Scharon setzt Mahmud Abbas darum alles daran, dass es kein "Rückzug unter Feuer" wird.
Der Gewaltausbruch im Gazastreifen vier Wochen vor Beginn des Abzugs konnte allerdings nicht gerade optimistisch stimmen. Bei den Schusswechseln zwischen Sicherheitskräften und Milizen starben zwei Menschen, über 30 wurden verletzt. Diese Auseinandersetzungen waren ein Vorgeschmack darauf, was die Palästinenser erwartet, wenn sich für die Rivalitäten zwischen Fatah und Hamas kein angemessener politischer Rahmen findet.
Die regierende Fatah und deren diverse Flügel sowie die oppositionelle Hamas versuchten bereits lange vor der Übernahme der zurückgelassenen Liegenschaften, sich für die Übernahme von Macht aussichtsreich in Stellung zu bringen. Normalerweise hätten der Präsident, der Ministerpräsident und das Parlament die erforderlichen Richtungsentscheidungen zu treffen.