Ausgabe Januar 2025

G7 mit Trump: Die Selbstlähmung des Westens

Gruppenfoto der G7 Aussenministerinnen und Aussenminister in Anagni, 25.11.2024 (IMAGO / photothek / Kira Hofmann)

Bild: Gruppenfoto der G7 Aussenministerinnen und Aussenminister in Anagni, 25.11.2024 (IMAGO / photothek / Kira Hofmann)

Eigentlich war das Superwahljahr 2024 dazu prädestiniert, ein globales Fest der Demokratie zu werden: Fast die Hälfte der Weltbevölkerung in mehr als 60 Staaten war dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Doch ausgerechnet die prominentesten Vertreter der westlichen liberalen Demokratien gingen beispiellos geschwächt aus dem Superwahljahr hervor: Mehr als die Hälfte der Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten verloren ihren parlamentarischen Rückhalt und regieren seither mit Minderheitsregierungen. In Italien und ab dem 20. Januar 2025 auch in den USA stehen überdies dezidierte Verfechter eines autoritären Staatsumbaus an der Spitze. Damit droht das Jahr 2024 und insbesondere der vergangene 6. November zu einem historischen Kipp- und Wendepunkt für die internationale Ordnung zu werden.

Speziell den Geschehnissen des 6. November 2024 – die Wiederwahl des verurteilten Straftäters Donald Trump zum Präsidenten der USA und der Zusammenbruch der ersten Drei-Parteien-Koalition in Deutschland – kommt dabei eine enorme Bedeutung zu. Entsprechend intensiv werden die außenpolitischen Implikationen einer zweiten Trump-Administration für die europäische Sicherheitsarchitektur und speziell für den Verteidigungskampf der Ukraine diskutiert.[1]

Doch die enorme internationale Tragweite dieses Datums wird in den Debatten oft nur unzureichend ausgeleuchtet.

»Blätter«-Ausgabe 1/2025

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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