Die Privatisierung öffentlicher Unternehmen und Dienstleistungen gehört zu den Kernbestandteilen der marktradikalen Erneuerungsstrategie, die seit Beginn der 80er Jahre die westeuropäische und seit Beginn der 90er Jahre auch die osteuropäische Wirtschaftspolitik beherrscht. Die weltweit größte Privatisierungsaktion während der letzten anderthalb Jahrzehnte war die Überführung von rund 13 000 staatlichen Betrieben - die zuvor aus VEB- und Kombinatsverflechtungen herausgelöst worden waren - aus der ehemaligen DDR in privates Eigentum - überwiegend in das Eigentum westdeutscher Unternehmen. Es ist bekannt, zu welchen katastrophalen Folgen diese rabiate Politik in Ostdeutschland geführt hat. In anderen osteuropäischen Ländern geht die Privatisierungspolitik relativ schleppend voran, teils weil sich kein westlicher Investor findet, teils weil die Regierungen nach anfänglichen Radikalmaßnahmen mittlerweile vor den sozialen - und wahlpolitischen - Konsequenzen zurückschrecken, die eine radikale Auslieferung der gesamten Wirtschaft an das Prinzip des privaten Gewinns mit sich bringt. Privatisierung gehört aber auch zu den Kernbestandteilen der wirtschaftspolitischen Wende im Westen, insbesondere in Westeuropa, wo der Anteil des öffentlichen Sektors an der Beschäftigung, den Investitionen und der Wertschöpfung noch Mitte der 80er Jahre vergleichsweise hoch war.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.