Ausgabe November 1999

Frankreichs plurale Linke auf Erfolgskurs

Welch ein Kontrast zur Situation der rot-grünen Koalition in Berlin! Die französische Linksregierung kann noch Wahlen gewinnen, wie die Europawahlen im Juni gezeigt haben, ihr Premierminister Lionel Jospin genießt zwei Jahre nach Regierungsantritt das Vertrauen von rund zwei Dritteln der Bevölkerung und das gemeinsame Regieren der Linksparteien gleicht auch keineswegs einem permanenten Krisenmanagement. Dabei sind die inhaltlichen Differenzen zwischen den ungleichen Regierungspartnern nicht unbedingt geringer als in Deutschland, zumal nicht nur zwei Koalitionspartner einen gemeinsamen Weg finden müssen, sondern deren fünf: die Sozialisten (PS) als klar dominierende Kraft, die Kommunisten (PCF), die Grünen sowie die beiden kleinen Partner, die linksliberal-proeuropäische Parti radical de gauche und die nationalrepublikanische Bürgerbewegung (Mouvement des citoyens) von Innenminister Jean-Pierre Chevenement. Liberale stehen staatsgläubigen Jakobinern gegenüber, Europäer streiten sich mit Nationalrepublikanern, Vertreter einer Law-and-Order-Politik mit ihrem rückwärtsgewandten, nostalgischen Republikanismus … la Chevenement liegen mit Vertretern "liberallibertärer" Politikvorstellungen einer "dritten Linken" (Daniel Cohn-Bendit) im Dauerclinch.

November 1999

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Verbrecherische Komplizen: Libyen und die EU

von Sigrun Matthiesen, Allison West

Es war ein Tiefpunkt in der Geschichte der Seenotrettung: 20 Minuten lang beschoss am 24. August ein Patrouillenboot der libyschen Küstenwache die Ocean Viking, ein Rettungsschiff der Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée.

Von Milošević zu Trump: Die bosnische Tragödie und der Verrat an den Bürgerrechten

von Sead Husic

Es herrschte keine Freude bei der bosnisch-herzegowinischen Regierungsdelegation am 22. November 1995 auf dem Wright-Patterson-Luftwaffenstützpunkt in Dayton. Eben hatte sie dem Friedensabkommen mit der Bundesrepublik Jugoslawien, die noch aus Serbien und Montenegro bestand, und Kroatien zugestimmt, doch sie fühlte sich betrogen.