Palästina/Israel und das tödliche Ende der deutsch-jüdischen Symbiose
Aus heiterem Himmel fragte mich vor einigen Wochen eine in Amerika geborene und dort ausgebildete palästinensische Wissenschaftlerin: „Frau Hass, ich war überrascht zu hören, dass es in Israel Witze über den Holocaust gibt. Stimmt das?“ Ihre Überraschung überraschte mich, ja sie kränkte mich sogar ein wenig. Ich dachte an unseren Galgenhumor, an die schwarzen Witze, die wir erfanden und in der Schule, zuhause sowie unter Freunden herumerzählten – ein Ausdruck psychischer Ausgeglichenheit, würde ich sagen. Und ich schaffte es zu antworten: „Natürlich gibt es die. Sie scheinen ja keine hohe Meinung von den Israelis zu haben.“
Ich gebe zu: eine miserable Antwort angesichts der Tatsache, dass Israel seit 55 Jahren die wichtigste Macht im Leben der Palästinenser ist und ihren Alltag diktiert; dass es seit 36 Jahren ein Besatzungsregime aufrecht erhält – und seit zweieinhalb Jahren ein grausiges Regiment andauernder Militäroffensiven gegen ein ganzes Volk führt. „Das können Sie mir kaum zum Vorwurf machen“, antwortete sie passender Weise.
Ich bestand auf dem Versuch, die israelische Besatzungsherrschaft für einen Augenblick außen vor zu lassen, und entgegnete: „Von einer Anthropologin hätte ich erwartet, dass sie nicht überrascht ist“.