Tony Blair sagte nach den US-Wahlen, jetzt müssten die Europäer sich auf Amerikas "neue Wirklichkeit" einstellen. Einige EU-Regierungen beschuldigte er, die Bestätigung der Politik George W. Bushs durch Amerikas Wahlvolk nicht wahrhaben zu wollen.
Ihm standen dabei zweifellos die "Alteuropäer" vor Augen, die Bushs Irakpolitik ablehnen, aber der Vorwurf trifft viel eher jene europäischen Atlantiker, die bis zum 2. November immer noch geglaubt hatten, die erste Administration George W. Bushs stelle lediglich eine Panne auf der großen Fahrt zur Atlantischen Union dar.
Ein niederländischer Professor erzählte mir im Jahre 2002, die politische Klasse seines Landes lebe in der Überzeugung, dass Donald Rumsfeld die Washingtoner Atlantiker, mit denen man viele Jahre hindurch so gut zurecht gekommen war, entführt und weggesperrt habe.
Sie redeten sich ein, diese Amerikaner warteten darauf, durch eine neue Wahl aus ihrem Verlies befreit zu werden. Sie würden dann blinzelnd ans Tageslicht zurückkehren, um ein Verhältnis europäisch-amerikanischer Intimität wiederherzustellen, das abbrach, als der junge George Bush anfing, Verträge zu kündigen.
In den außenpolitischen Kreisen Europas lautete der Refrain der letzten Tage Versöhnung und Neuanfang.