Der zweite Tschetschenienkrieg
Ein Sprichwort im Osten lautet: "Prahle nicht, wenn du in den Krieg ziehst." Jelzins Generäle haben es offenbar noch nie gehört. Sie haben noch keine größere Schlacht in Tschetschenien gewonnen, ja es ist noch nicht einmal zu einem ernsthaften Zusammenstoß gekommen. Dennoch verkünden Presse und Fernsehen großsprecherisch, Tausende tschetschenische Kämpfer seien getötet worden, wobei sie allerdings gleichzeitig einräumen, daß die Leichen bisher nicht gefunden werden konnten. Andere Kanäle berichten unterdessen von Flugzeugen, die eigene Truppen bombardieren, und von Chaos selbst bei einfachsten Aktivitäten. Die diesjährige Operation in Tschetschenien begann mit einer umfangreichen Medienkampagne, die auf dem Refrain basierte: "Wir werden die Fehler von 1994 nicht wiederholen." Doch weder die Militärs noch die Politiker scheinen den Krieg von 1994 bis 1996 ernsthaft analysiert zu haben. Damals plante General Gratschow einen einzigen wirkungsvollen Vorstoß, um so schnell wie möglich bis zur tschetschenischen Hauptstadt Grosny vorzudringen. Danach wollte er die Stadt einnehmen und die tschetschenischen Streitkräfte sowie die politischen Strukturen zerschlagen, ehe die Tschetschenen sich organisieren konnten, um einen Partisanenkrieg zu führen.