Es liegt nicht einmal ein halbes Jahr zurück, da bejubelten die Menschen auf dem Maidan den Erfolg ihrer monatelangen Demonstrationen: Ende Februar setzte sich Präsident Wiktor Janukowitsch nach Russland ab, die Zeichen standen auf demokratische Erneuerung, eine Übergangsregierung wurde eingesetzt. Doch die Freude währte nur kurz: Denn seither bestimmen wachsende Unruhen im Osten der Ukraine das Bild. Inzwischen droht das Land vollends im Bürgerkrieg zu versinken. Anfang Juli brach der neu gewählte Präsident Petro Poroschenko unter dem Druck seiner Wähler und des Militärs eine zehntägige Waffenruhe ab. Die Schuld dafür gab er den prorussischen Separatisten, die immer wieder gegen die Waffenruhe verstoßen hatten. Daraufhin flammten die Gefechte im Osten des Landes erneut auf. Zwar schien sich nach der Rückeroberung von Lugansk durch die ukrainischen Regierungstruppen (mit zahlreichen Toten vor allem auf Seiten der Separatisten) eine kleine Chance zur Deeskalation zu bieten, als auch der russische Präsident Wladimir Putin begann, rhetorisch abzurüsten. Doch inzwischen demonstrieren beide Seiten wieder Härte: Nachdem die ukrainische Armee die Separatistenhochburg Slawjansk zurückerobert hatte, kündigten die Aufständischen bereits eine neue Offensive an, während Russland das Vorgehen der Regierung verurteilte.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.