
Bild: Der rumänische Präsident Klaus Johannis und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einem Treffen in Kiew, 16.6.2022 (IMAGO/ZUMA Wire)
Der Ukrainekrieg hat in Europa massive Kollateraleffekte: So gewinnt der östliche Balkan strategisch massiv an Bedeutung. Insbesondere Rumänien und seine ehemalige Provinz Moldawien, die heutige Republik Moldau, geraten als unmittelbare Anrainerstaaten der Ukraine ins Fadenkreuz geopolitischer Interessen und kriegerischer Auseinandersetzungen. Das Nato- und EU-Mitglied Rumänien verfügt über einen Küstenabschnitt entlang des strategisch wichtigen Schwarzen Meeres und eine rund 600 Kilometer lange Grenze zur Ukraine. Die Republik Moldau wiederum droht als krisengeschüttelter Pufferstaat, dessen separatistische Provinz Transnistrien jederzeit dem Zugriff der am Fluss Dnister gelegenen 14. russischen Gardearmee ausgesetzt ist, in den Krieg hineingezogen zu werden.
Das aber liegt weder im Interesse Rumäniens noch der EU. Von daher ist die EU-Beitrittsperspektive für Moldau und die Ukraine, die der Europäische Rat im Juni beschlossen hat, womöglich mehr als ein symbolischer Akt. Schließlich markiert der russische Angriff auf die Ukraine weniger eine „Zeitenwende“, sondern gehört – zusammen mit der Implosion des Sowjetkommunismus ab 1990 – zur größten Zäsur der europäischen Nachkriegsgeschichte seit 1945.
Auf dem Spiel steht dabei nicht nur die Existenz souveräner Staaten, sondern auch die Zukunftsfähigkeit der Europäischen Union.