
Bild: Eine Frau hält ein Kleinkind auf dem Arm. Überschwemmungen haben mehrere Dörfer im Norden Afghanistans zerstört, 15.5.2024 (IMAGO / Middle East Images / Osman)
Seit die Taliban im August 2021 die Macht in Kabul übernommen haben, hat sich die Situation für Mädchen und Frauen im Land dramatisch verschlechtert und Afghanistan ist international weitgehend isoliert. Dennoch sollte die Bundesregierung angesichts der humanitären Krise im Land – auch im Sinne der Afghaninnen – mit dem Taliban-Regime sprechen, argumentiert der Journalist Julian Busch.
Die Bilder haben sich ins Gedächtnis eingebrannt: Tausende Menschen stürmen das Rollfeld des Kabuler Flughafens. Manche trampeln sich in ihrer Verzweiflung gegenseitig nieder, andere klammern sich an die Tragflächen der startenden Flugzeuge. Es war eine radikale Zäsur: Innerhalb weniger Tage übernahmen die Taliban im Sommer 2021 nach fast zwei Jahrzehnten erneut die Macht in Afghanistan, während die Bundeswehr, die US-Soldaten, aber auch viele NGOs und Hilfsorganisationen fluchtartig das Land verließen.
Drei Jahre später könnten die Nachrichten kaum düsterer sein: Dekret um Dekret haben die neuen Machthaber verabschiedet und setzen ihren fundamentalistischen Kurs rigoros durch. Vor allem für Frauen und Mädchen sind die Folgen dramatisch: Sie dürfen keine weiterführenden Schulen und Universitäten mehr besuchen, ihnen ist die Arbeit in den meisten Bereichen untersagt und der Zutritt zu öffentlichen Parks, Schwimmbädern oder Fitnessstudios verboten. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International sprechen von einer „Geschlechterapartheid“.