
Bild: Mircea Cartarescu: Theodoros, Cover: Hanser Literaturverlage
Vordergründig erzählt Mircea Cărtărescu in seinem neuen Roman die Geschichte von Theodor II., Kaiser von Äthiopien, der von 1818 bis 1868 lebte. Zugleich ist „Theodoros“ jedoch – wie für diesen Erzähler üblich –, eine Ansammlung von Mythen und Fantasien. Wie in Shakespeares „Macbeth“ oder Marlowes „Tamburlaine“ entspricht Cărtărescus Titelfigur daher kaum der historischen Gestalt, und wie bei den Klassikern enthüllt das Handeln des Protagonisten das politisch Unbewusste: Es herrscht eine imperiale Welt, aber infrage gestellt wird sie nicht durch die um Befreiung kämpfende Menschheit, sondern von anderen autoritären Kräften.
Der Theodoros des Romans kommt wie sein Autor aus der Walachei und erzählt wird die Geschichte seines Aufstiegs und Falls von sieben Erzengeln in lang schwingenden Sätzen: „Wir wussten immer, was geschehen würde, ebenso wie wir wissen, was gewesen ist, denn vor unseren grauen, fernen und hellen Augen ist die Welt bloß ein für alle Ewigkeit erstarrter Eisblock, nur ein Buch, das wir in den Anfängen zu Ende geschrieben haben, während der Mensch es Seite für Seite liest und nicht weiß, was auf der nächsten Seite folgen wird.