Ausgabe Juni 1990

Standfest

Militär und politische Kultur in Frankreich

Der Umbruch in der DDR und der deutsch-deutsche Vereinigungsprozeß trafen Frankreich völlig unvorbereitet. Keines der politischen Lager steht der überfallartigen Entwicklung uneingeschränkt positiv gegenüber, auch wenn sich Paris heute den "faits accomplis" gefügt hat. Die neue Situation in Mitteleuropa schafft Handlungsbedarf in zentralen Bereichen der Sicherheitspolitik; wirkungsvolle Abrüstung oder die Umrüstung auf reine Defensivstrategien sind nicht länger Utopien marginalisierter Kleingruppen. Die Bundesrepublik scheint auf die neue Lage besser und schneller zu reagieren als Regierung und Opposition in Frankreich.

Während hierzulande das Verteidigungsbudget für Kürzungen nicht mehr tabu ist, verkündete der französische Verteidigungsminister Jean-Pierre Chev?nement, daß die Militärplanung des Landes bis zum Jahre 1993 nicht zur Disposition stehe. In Frankreichs politischer Kultur hat das Militärische, vor allem in Verbindung mit seinen technologischen Qualitäten, eine ungleich höhere Bedeutung als in der Bundesrepublik. Als eines der Merkmale des Militärisch-Industriellen Komplexes kann die Verwischung "der herkömmlichen Trennlinien zwischen zivil und militärisch" 1) gelten.

Juni 1990

Sie haben etwa 13% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 87% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema