Ausgabe Dezember 1995

Die Euro-Währung

Notwendigkeit, illusionärer Zeitplan, Umstellungsrisiken

1. Das Megaprojekt Europäische Währungsunion in der Krise

Der Streit um die Verwirklichung der im Vertrag von Maastricht fixierten Währungsunion nimmt an Heftigkeit vor allem in Deutschland zu. Nachdem erst einmal alle Parteien im Bundestag mit der Zustimmung zum Vertragswerk das Megaprojekt einer einheitlichen Währung auf den Weg gebracht haben, setzt vergleichsweise spät dessen eigentliche Problematisierung ein.

So haben die Mitglieder der sog. SPD-Troika nahezu zeitgleich, jedoch unabhängig voneinander vor allem den Zeitplan sowie die Bedingungen zur Teilnahme an dieser Euro-Währungsreform (die Konvergenzkriterien) grundlegend in Zweifel gezogen. Diese als Absetzbewegung wahrgenommene Kritik löste größte Verwirrung, ja Ablehnung aus. Der Vorwurf eines DM-Nationalismus - jetzt der SPD-Spitze - machte schnell die Runde. Die Motive dieser ausgesprochen späten "Problematisierungskampagne" gegenüber dem Integrationskraftakt sind sicher wahltaktischer, aber auch inhaltlich-konzeptioneller Art. Die wahltaktisch motivierten Rückzugsmanöver aus dem Zeitplan knüpfen an die derzeit mangelnde Akzeptanz der Euro-Währung in der Bevölkerung an. Umfragen zeigen, daß 1995 zwei Drittel der Deutschen die Einführung einer Euro-Währung äußerst skeptisch bewerteten.

Dezember 1995

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema