Notwendigkeit, illusionärer Zeitplan, Umstellungsrisiken
1. Das Megaprojekt Europäische Währungsunion in der Krise
Der Streit um die Verwirklichung der im Vertrag von Maastricht fixierten Währungsunion nimmt an Heftigkeit vor allem in Deutschland zu. Nachdem erst einmal alle Parteien im Bundestag mit der Zustimmung zum Vertragswerk das Megaprojekt einer einheitlichen Währung auf den Weg gebracht haben, setzt vergleichsweise spät dessen eigentliche Problematisierung ein.
So haben die Mitglieder der sog. SPD-Troika nahezu zeitgleich, jedoch unabhängig voneinander vor allem den Zeitplan sowie die Bedingungen zur Teilnahme an dieser Euro-Währungsreform (die Konvergenzkriterien) grundlegend in Zweifel gezogen. Diese als Absetzbewegung wahrgenommene Kritik löste größte Verwirrung, ja Ablehnung aus. Der Vorwurf eines DM-Nationalismus - jetzt der SPD-Spitze - machte schnell die Runde. Die Motive dieser ausgesprochen späten "Problematisierungskampagne" gegenüber dem Integrationskraftakt sind sicher wahltaktischer, aber auch inhaltlich-konzeptioneller Art. Die wahltaktisch motivierten Rückzugsmanöver aus dem Zeitplan knüpfen an die derzeit mangelnde Akzeptanz der Euro-Währung in der Bevölkerung an. Umfragen zeigen, daß 1995 zwei Drittel der Deutschen die Einführung einer Euro-Währung äußerst skeptisch bewerteten.