Hamburger Bildungskampf
Am 18. Juli stehen die Hamburger Bürgerinnen und Bürger vor einer Entscheidung, der bundespolitische Bedeutung zukommt.
Annett Mängel, geboren 1976 im Vogtländischen Rodewisch, und noch im selben Jahr nach Ost-Berlin umgezogen, ist überzeugte Berlinerin. Sie engagierte sich in SchülerInnen- und Studierendenvertretungen, an deren Stelle inzwischen die Mitarbeit in Elternvertretungen getreten ist – Partizipation und demokratische Mitbestimmung fängt im Kleinen an und ist konstitutiv für unser gesellschaftliches Miteinander, davon ist sie überzeugt.
Wie können wir gute Bildung für alle ermöglichen, unabhängig vom finanziellen und persönlichen Hintergrund der Eltern? Was müssen Kitas und Schulen leisten, um Kinder auf ein selbstbestimmtes Leben vorzubereiten und ein demokratisches Miteinander zu stärken? Mit diesen Fragen setzt sie sich in ihren Texten ebenso auseinander wie mit der Entpolitisierung der Hochschule im Zuge der Bologna-Reform oder der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft in arme und wohlhabende Menschen.
Auch in die feministische Debatte mischt sie sich immer wieder ein – etwa in die Diskussionen um die überfällige Novellierung des Sexualstrafrechts, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder den Gender Pay Gap, die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen.
Begeisterte Leserin der „Blätter“ bereits während des Studiums der Politikwissenschaft und Germanistik an der Universität Potsdam, absolvierte sie 2001 ein Praktikum in der „Blätter“-Redaktion in Bonn. Als sich ein gutes Jahr später die Chance bot, in die Redaktion einzutreten, griff sie sofort zu. Zusammen mit Albrecht von Lucke stemmte sie 2004 den Umzug der „Blätter“ nach Berlin, gemeinsam läuteten sie den Generationswechsel in Redaktion und Verlag ein. Seit 2005 ist sie auch die Geschäftsführerin der Verlagsgesellschaft.
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Im Folgenden finden Sie sämtliche »Blätter«-Beiträge von Annett Mängel.
Am 18. Juli stehen die Hamburger Bürgerinnen und Bürger vor einer Entscheidung, der bundespolitische Bedeutung zukommt.
„Wir haben die schlimmsten Ungerechtigkeiten bei Hartz IV beseitigt“, verkündete Neukoalitionär Westerwelle bei der Vorstellung des Koalitionsvertrages Ende Oktober vollmundig. Er sprach jedoch nicht etwa von der grassierenden Kinderarmut und den viel zu geringen Regelsätzen für Kinder, die kaum eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen.
Wieder einmal ist die Bundesrepublik in Bildungsfragen trauriger Spitzenreiter: Fast fünf Prozent aller Schülerinnen und Schüler werden in sogenannten Förderschulen anstatt in allgemeinbildenden Schulen unterrichtet. Zum Vergleich: In Italien lernen so gut wie alle Schüler gemeinsam, ungeachtet etwaiger Behinderungen.
Nach der hoch emotionalen Tempelhofabstimmung wird in Berlin erneut ein Volksentscheid heiß diskutiert. Der Verein „Pro Reli“ will über die Stellung des Religionsunterrichts an den Berliner Schulen abstimmen lassen.
Während die Bundeskanzlerin durch die Lande tourte, um sich ein Bild von der deutschen Bildungslandschaft zu machen, erteilte der jährlich erscheinende Bildungsbericht der OECD der Republik abermals schlechte Noten.
Da hat der baden-württembergische Ministerpräsident wohl lange hin- und herüberlegt, wie auch er einen Beitrag zur laufenden Jugendkriminalitätsdebatte leisten kann, um nach seiner misslungenen Grabrede für Filbinger und seiner medial breitgetretenen Ehekrise mal wieder bundesweit Gehör zu finden.
Der Jubel war groß bei den sechs Universitäten, die in der jüngsten Exzellenzrunde reüssieren konnten und nun im Volksmund „Eliteuni“ heißen.
Man reibt sich verwundert die Augen: Da steht die CDU kurz davor, der SPD das Thema Frauen- und Familienpolitik abspenstig zu machen und damit auf breiter Front in die lang angepeilten liberalen, großstädtischen Wählermilieus vorzudringen, um dann schließlich doch die Ministerin zurückzupfeifen.
Sechs Jahre ist der „Aufstand der Anständigen“ her, den der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder im Sommer 2000 angesichts des Bombenattentats in Düsseldorf proklamierte. Sechs Jahre, von denen sich die damaligen Regierung erhoffte, mit Hilfe eines befristeten Sonderprogramms die Etablierung rechtsextremer Einstellungen einzudämmen.
Man könnte meinen, ein alter feministischer Traum wird wahr: Ausgerechnet eine schwarz-rote Koalition beschließt die Einführung eines Elterngeldes zur finanziellen Unterstützung junger Eltern im ersten Lebensjahr ihres Kindes. Beruf und Kind sollen auf diese Weise besser und ohne gravierende Einkommenseinbußen miteinander zu vereinbaren sein.
Nach „Pisa“, „Desi“ und „Iglu“ sorgte jüngst der Besuch von Vernor Muñoz Villalobos, dem UN-Sonderberichterstatter zum Recht auf Bildung, für Schlagzeilen.
Die Republik scheint gespalten: Glaubt man den Umfragen, wünscht sich jeder vierte Westdeutsche die Mauer zurück, während drei Viertel der Ostdeutschen den Sozialismus im Grunde für eine gute Idee halten, "die nur schlecht ausgeführt wurde". Spätestens als der "Spiegel" im Frühjahr titelte "1250 Milliarden Euro. Wofür?