Was die 89er-Revolution mit Iran und Nahost verbindet

Bild: Bei einer Demonstration zum Todestag Mahsa Jina Aminis in New York, 16.9.2023 (IMAGO / ZUMA Wire / Gina M. Randazzo)
Wie sehr wünschte ich, ich wäre heute bei Ihnen – aber ich kann derzeit Kairo nicht verlassen, weil die Region, in der ich als Korrespondentin für das ZDF arbeite, seit Samstag noch labiler geworden ist. Weil der Terror der Hamas leider viele Wellen schlagen kann. Gute Nachrichten sind rar hier. Umso mehr freute ich mich, als – einige Stunden vor dem Grauen dieses Terrorangriffs – der Friedensnobelpreis verkündet wurde. Die iranische Bürgerrechtlerin Narges Mohammadi berichtet aus der Haft, dass sie und viele Frauen den Preis als Zeichen der Ermutigung feierten, mit Freudentränen in den Augen, dass sie lachten und Lieder sangen. Es gibt ein Lied, das alle Iranerinnen und Iraner singen, wenn sie von verlorenen und noch nicht verlorenen Hoffnungen erzählen wollen.
Vogel der Morgendämmerung, sing und klage! Erneuere meinen
brennenden Schmerz! Zerschlage diesen Käfig mit deinem Wehklagen!
Du Nachtigall mit zusammengedrückten Flügeln, komm´ aus der Ecke
deines Käfigs heraus – und sing das Lied der Freiheit für die Menschheit!
[…] Oh Gott, Oh Universum, Oh Natur – lasset die Dämmerung unsere
dunkle Nacht beenden!
Es war wohl kein Zufall, dass die erste Frau, die in der Öffentlichkeit unverschleiert auftrat und sang, als erstes ausgerechnet dieses Lied sang. Das war 1924. Aber das Ende der Nacht, das sie beschwor, ist noch nicht gekommen.