12/2012: Die »Spiegel«-Affäre als große Zäsur
Mit der »Spiegel«-Affäre als der großen Zäsur der frühen Bundesrepublik in Richtung »Mehr Demokratie« und mit ihren Auswirkungen auf die Bonner Politik beschäftigten sich die »Blätter«-Redakteure
Mit der »Spiegel«-Affäre als der großen Zäsur der frühen Bundesrepublik in Richtung »Mehr Demokratie« und mit ihren Auswirkungen auf die Bonner Politik beschäftigten sich die »Blätter«-Redakteure
Vor dem Hintergrund der NSU-Mordserie und dem eklatanten Versagen der Verfassungsschützer erinnert der Beitrag des langjährigen »Blätter«- Redakteurs Arthur Heinrich daran, wie vor 20 Jahren völkisch-nationales Denken mit der faktischen Abschaffung des liberalen Asylrechts einen Sieg errang.
Im Oktober 2002 spitzte sich die US-amerikanische Vorbereitung des Irak-Krieges immer mehr zu. Geistiger Wegbereiter war der Neokonservative Robert Kagan. Dessen provokativer Aufsatz „Macht und Schwäche. Was die Vereinigten Staaten und Europa auseinandertreibt“ löste eine breite Debatte aus.
Schon vor 50 Jahren, kurz nach dem Mauerbau und der Teilung des Kontinents, setzte eine intensive Debatte um Ziel und Zukunft der europäischen Gemeinschaft ein. Mit dieser Frage beschäftigt sich der Beitrag des Historikers, Publizisten und Friedensaktivisten Klaus Ehrler.
Klaus Ehrler
Am 20. Juni starb im Alter von 69 Jahren der Journalist und „Blätter“-Autor Rolf Uesseler. Er wird uns stets als ausgezeichneter Kenner seiner Wahlheimat Italien (zuletzt: Berlusconi – Einer wie alle, in: „Blätter“, 4/2011), wie als unermüdlicher Kritiker zunehmender Entdemokratisierung und Militarisierung der Gesellschaft in Erinnerung bleiben.
Dass man schon vor zehn Jahren genau wissen konnte, dass der real existierende Finanzkapitalismus auf betrügerische Exzesse wie den Facebook-Börsengang hinausläuft, belegt der Beitrag von William Pfaff aus dem Jahr 2002.
Vor 50 Jahren analysierte der NS-Widerstandskämpfer und Schriftsteller Heinz Abosch (1918-1997) die Forderung der Konservativen nach pragmatischem, ideologiefreiem Denken und legte das dahinter steckende tief ideologische, restaurative Bedürfnis nach einem Ende des Rationalismus frei.
Am 21. April starb im Alter von 68 Jahren der bundesweit bekannte Kölner Kabarettist Heinrich Pachl. Weit weniger bekannt ist, dass er auch als Kolumnist der „Blätter“ tätig war.
Vor zwanzig Jahren analysierte der damalige Präsident des westdeut- schen PEN-Clubs, der Schriftsteller Gert Heidenreich, den Versuch der Konservativen, mit Hilfe der Stasi-Akten die kritische westdeutsche Intelligenz der 60er und 70er Jahre systematisch zu diskreditieren.
Passend zur Wahl Joachim Gaucks erinnern wir an die Dresdner Rede von Günter Gaus aus dem Jahre 1992, in der der „Blätter“-Mitherausgeber für kritische Zeitgenossenschaft gegenüber Vergangenheit und vor allem Gegenwart plädiert: „Es ist an der Zeit, dass einer aufsteht und nein sagt“.
Vor 40 Jahren, am 28. Januar 1972, wurden die "Grundsätze zur Frage der verfassungsfeindlichen Kräfte im öffentlichen Dienst" erlassen, die sehr bald nur noch unter dem Namen Radikalenerlass firmierten und vor allem gegen Mitglieder der neugegründeten Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) gerichtet waren.
Vor 20 Jahren setzten sich die „Blätter“ in ihrer Januarausgabe anlässlich der 500. Wiederkehr der Entdeckung der „Neuen Welt“ mit der Zukunft des globalen Südens auseinander, u.a. mit Beiträgen von Eduardo Galeano, Noam Chomsky, Heinz Dieterich, Dorothee Sölle und William Reuben Soto.
Angesichts der Merkelschen Neuformierung der CDU erinnern wir an die großen Texte zur „Formierten Gesellschaft“ des bekannten Linksintellektuellen Reinhard Opitz, der 1986 im Alter von nur 51 Jahren gestorben ist.
In seinem „Brief aus Amerika“ schilderte vor zehn Jahren „Blätter“-Mitherausgeber Norman Birnbaum die aufgeladene Lage in den Vereinigten Staaten unmittelbar nach den Anschlägen des 11. September: ein Land im Ausnahmezustand, zwischen Patriotismus und Nationalismus, ohne echte Opposition und öffentliche Debatte.
Angesichts der revolutionären Erhebungen in Lateinamerika vor zwanzig Jahren warnte die feministische Theologin Dorothee Sölle vor einer bloß formalen Demokratie ohne ideellen und materiellen Unterbau.
Im September besucht Papst Benedikt XVI. die Bundesrepublik – vor 15 Jahren analysierte der Politikwissenschaftler Franz Walter die wechselhafte Entwicklung des deutschen Katholizismus der letzten 100 Jahre, von der „katholischen Sonderkultur“ bis zur „Cafeteria-Religion“.
Die Regierung Obama stellte soeben die kompletten „Pentagon Papers“ frei. Vor genau 40 Jahren hatte der US-Botschaftsmitarbeiter Daniel Ellsberg diese US-Geheimdokumente über den Vietnamkrieg veröffentlicht, was maßgeblich zum Ende des Krieges beitrug.
Während des Eichmann-Prozesses in Jerusalem räsonierte Bundespräsident Heinrich Lübke darüber, wie „Mitglieder unseres Volkes sich an solchen Verbrechen beteiligen (sic!) konnten“. Dagegen erhob der bekannte Berliner Propst und Gegner des Nationalsozialismus Heinrich Grüber Einspruch.
Nach langer schwerer Krankheit starb am 22. März im Alter von 69 Jahren Frank Niess, langjähriger Redakteur des SDR (später SWR) und Autor zahlreicher Bücher und geschliffener Artikel, darunter so mancher für die „Blätter“.
Bereits vor 30 Jahren setzte die Atomwirtschaft alles daran, das teurer werdende Öl sukzessive zu ersetzen. Der Biologe Dieter Teufel, heute Leiter des Umwelt- und Prognose-Institits (UPI) in Heidelberg, wies dagegen nach, dass die Atomwirtschaft damit vor allem eines betreibt: die Ausweitung der Energieveschwendung
Vor dreißig Jahren analysierte „Blätter“-Herausgeber Rudolf Hickel die verheerende neoliberale Wirtschaftsagenda Ronald Reagans, dessen 100. Geburtstag dieser Tage weithin gefeiert wird
Vor 20 Jahren, gut ein Jahr nach dem Fall der Berliner Mauer, stand die Welt vor einem neuen Golfkrieg, und es drohte ein kriegerisches Auseinanderbrechen der Sowjetunion. Das veranlasste „Blätter“-Redakteur Arthur Heinrich zu der Frage: „Das Ende vom Anfang einer besseren Welt?“
Vor zehn Jahren, am 20. Januar 2001, wurde mit George W. Bush ein US-Präsident vereidigt, der nicht vom Volk gewählt, sondern vom
Obersten Gericht ernannt worden war. Die Ära Clinton war beendet – und Frank Unger zog „Ein subjektives Resümee der Clinton-Jahre“.
Vor 20 Jahren schrieb der spätere Demokratiepreisträger der „Blätter“, der Theologe und Bürgerrechtler Wolfgang Ullmann, einen brillianten Text über die deutsche Verfassungsgeschichte und das ungelöste Problem der Einheit.
Am 2. Oktober starb der Germanist und „Blätter“-Autor Georg Bollenbeck. In seinem Beitrag „Nation, Volk, Staat“ („Blätter“, 7/1994, S. 823-833) prophezeite er eine neue „Allianz zwischen Armutsnationalismus und Arroganznationalismus“ – eine Prognose, die im Gefolge der Sarrazin-Debatte nicht an Bedeutung verloren hat.