Ausgabe Januar 2023

»Blätter«-Ausgabe 1/2023

In der Januar-Ausgabe zeigt Thomas Assheuer, wie rechte Systemsprenger mit Mythen gegen den Liberalismus zu Felde ziehen. Herfried Münkler analysiert die Bedingungen für einen Verhandlungsfrieden mit der revisionistischen Macht Russland. Bruno Latour und Nikolaj Schultz ergründen, wie ein neues politisches Subjekt entstehen kann: die ökologische Klasse. Elisa Simantke und Harald Schuhmann warnen vor einem Europa ohne Öffentlichkeit. Und Stefan Schulz weist der »Altenrepublik Deutschland« Wege aus der Demographiefalle.

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Editorial

Editorial

Mit diesem Heft endet in den „Blättern“ eine Tradition, die die Zeitschrift fast seit ihren Anfängen begleitet hat. Seit Januar 1962, sprich: seit unglaublichen 61 Jahren, hat Hans-Waldemar Goldschmidt mit absoluter Zuverlässigkeit und voller Leidenschaft allmonatlich die „Chronik“ der politischen Ereignisse zusammengestellt.

Kommentare

COP27: Weltklima auf verlorenem Posten

Ein Treffen von 34 000 Menschen in klimatisierten Zelten mitten in der Wüste, an einem Ort, der ohne Flugzeug nicht erreichbar ist, und in einem Land, in dem Menschenrechte und Pressefreiheit nicht respektiert werden. Das war die 27. UN-Klimakonferenz im ägyptischen Scharm el-Scheich.

China: Die Revolution der leeren Blätter

In der Nacht von Sonntag auf Montag, den 28. November, wehte der Wind des Wandels durch die chinesische Hauptstadt. Wie aus dem Nichts versammelten sich hunderte, möglicherweise sogar über tausend junge Chinesinnen und Chinesen im Pekinger Botschaftsviertel und hielten ein leeres Blatt Papier vor ihre Brust, unbeschrieben und weiß.

Erdoğans Krieg: Das Ende von Rojava?

Es war nur eine Frage der Zeit, bis das türkische Militär erneut Angriffe auf das Gebiet der autonomen kurdischen Selbstverwaltung in Nordostsyrien starten würde. Dem Nato-Mitglied Türkei ging es bei dieser jüngsten Offensive um die systematische Zerstörung der Infrastruktur und damit die komplette Zerschlagung der kurdischen Selbstverwaltung in der Region.

Israel: Auf dem Weg in die illiberale Demokratie

Als nach dem Holocaust eine Heimstatt für das jüdische Volk geschaffen wurde, begründete man diese auf einem historischen, wenn auch fragilen Kompromiss: Während die Jüdinnen und Juden einen modernen Staat mit einer republikanischen Verfassung bekamen, erhielten die als 1948er bezeichneten Palästinenser*innen, die weiterhin auf israelischem Staatsgebiet lebten, die vollen staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten.

Dänemark: Eine Sozialdemokratie für das 21. Jahrhundert?

In Europa wird die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen oft als rechte Sozialdemokratin bezeichnet. Statt den Rechtspopulismus zu bekämpfen, übernehme sie dessen fremdenfeindliche Prämissen und verrate damit das sozialdemokratische Erbe. Dabei wagt sie derzeit ein bemerkenswertes Experiment: die Wiederentdeckung der breiten Mitte in der dänischen Politik.

Debatte

Aufgespießt

Kubicki mit dem Hackebeilchen

Es gibt einen Typus in der Politik, ohne den der mediale Betrieb heute kaum überlebensfähig wäre: Das ist der und die freie Radikale. Sie versorgen tagtäglich die Vierte Gewalt mit dem eigentlich Relevanten, sprich: mit den schönsten Attacken auf den politischen Gegner, gerne und am liebsten auch in den eigenen Reihen, denn das schmerzt am meisten.

Kurzgefasst

Kurzgefasst

Keine Frage, die Weltlage erzeugt eine verstärkte Nachfrage nach beruhigenden Narrativen. Doch linke Erzählungen werden dabei gegenüber rechten den Kürzeren ziehen, so der langjährige „Zeit“-Redakteur Thomas Assheuer.

Analysen und Alternativen

Die Boomer und der Altenboom

Mit Beginn des Jahres 2023 geht im ältesten Land Europas der erste Babyboomer-Jahrgang in Rente. Das hat Folgen für die Bundesrepublik. Denn während die künftigen Rentnerinnen und Rentner versorgt und gepflegt werden wollen, schrumpft zugleich die erwerbstätige Bevölkerung, die dies leisten kann.

Buch des Monats